Oberhausen. .

Mit ihr geht an der Marktstraße eine Ära inhabergeführter Läden weiter dem Ende zu: Ute Frensch schließt zum 28. Februar ihren Blumenladen. Es liegt nicht am Geschäft – „das geht immer noch gut“, bestätigt die über 70-Jährige, doch das Umfeld stimme nicht mehr, sagt die Inhaberin quasi durch die Blume. Den Entschluss habe sie schon eine Zeit lang mit sich herumgetragen.

Mit Frensch verabschiedet sich ein Traditionsbetrieb, der über 40 Jahre mit dem eigenen Namen zur Innenstadt stand: Einfach „Ute Frensch“ schrieb sie an ihr Schaufenster und wählte damit bewusst keinen exotischen Geschäftsnamen. Sie selbst sollte bei den Kunden für Qualität stehen und für ein familiäres Verhältnis.

Unternehmer halfen sich gegenseitig

Das von Frensch gepflegte Vertrauen bestand offenbar gegenseitig: „Hallo, wie geht es?“, „Meine Oma ist gestorben“, „Kann ich bis morgen drei Sträuße für meine Kolleginnen bekommen?“ – typische Gespräche an einem Mittag im Geschäft. So kamen viele Stammkunden auch nur auf einen kurzen Plausch vorbei und nahmen nicht selten bei der Gelegenheit ein Sträußchen mit. „Wenn wir einen Stammkunden längere Zeit nicht gesehen haben, haben wir nachgefragt, was los ist. Das war eben Stadtleben, ein Miteinander“, denkt Frensch bereits jetzt mit etwas Wehmut an ihre Geschäftsaufgabe.

Der familiäre Ton herrschte lange Zeit auch im geschäftlichen Umfeld, erzählt sie: Man half eben beim Fischhändler Matjes-Brötchen zu schmieren oder packte beim Bäcker gegenüber mit an, wenn es notwendig war. Und just im Gespräch mit Ute Frensch wird ihr Schwiegersohn geholt – „kannst du mal eben kommen?“ – weil im Laden nebenan ein Langfinger gestellt wurde.

Eine gute Adresse

1956 kam die damals 18-jährige Neumünsterin nach Oberhausen, um bei einer Friedhofsgärtnerei zu arbeiten. Sie lernte hier ihren heutigen Mann – ein gelernter Gärtner – kennen. 1972 machte sich Ute Frensch selbstständig, erst an der Mülheimer Straße, dann am Parkhaus an der Wörthstraße, wo heute die Sparkasse steht. Vor neun Jahren wechselte sie abermals, diesmal an die Marktstraße.

„Damals war sie noch eine sehr gute Adresse“, erinnert sich Ute Frensch, und macht es fest an Horsthemke, Fisch Schmitz (der ursprüngliche), Tchibo. „Man konnte vor Leuten nicht quer über die Straße gehen. Wenn wir zum Bäcker gegenüber wollten, haben wir erst geguckt, wie lang die Schlange ist.“

Keine Großhändler-Ware 

Über die Straße kommt man heute allerdings mühelos. „Das ist seit etwa sieben Jahren so. Wir spüren die Leerstände schon“, sagt die Inhaberin, dennoch habe sich das Blumengeschäft finanziell gelohnt. Und geschäftstüchtig sei Ute Frensch schon immer gewesen, „das habe ich von meinem Vater geerbt“.

Nelken, Ranunkeln und Ginster kaufte sie direkt aus Italien ein, „um den Großhändler zu umgehen“, verrät sie, und den Schritt, einen Blumenladen mit höherwertiger Ware zu eröffnen, hat sie nicht bereut. Der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit hat bei ihr Blumen zum Tode von Christoph Schlingensief bestellt, zeigt sie stolz das Foto vom fertigen Strauß: weiße Rosen und Löwenmäulchen.

Kunden ensetzt

Dass sie nun ihr Geschäft aufgibt, fällt ihr sichtbar schwer, auch wenn ein schönes Ferienhaus in Holland auf das Ehepaar wartet. „Ich habe lange überlegt, wann ich es den Kunden sagen soll.“ Die entsetzte Antwort der meisten Kunden machte es ihr nicht leichter: „Wo soll ich denn jetzt meine Blumen kaufen?“