Der große Karnevalszug in der Stadtmitte war noch gar nicht ins Rollen gekommen, da bekam es das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schon mit dem ersten Alkohol-Notfall zu tun: Ein 15-jähriges Mädchen musste ins Krankenhaus gefahren werden. Mit 48 Hilfeleistungen und elf Rettungstransporten war der Sonntag insgesamt zwar ein vergleichsweise ruhiger Karnevalshöhepunkt in Oberhausen (wir berichteten). Aber: Die elf Transporte betrafen allesamt schwer alkoholisierte Minderjährige, die ins Hospital gebracht werden mussten. „Das hat mich schockiert“, sagt DRK-Sprecher Jörg Fischer. Im Vorjahr seien noch bei jedem zweiten Transport Minderjährige an Bord gewesen.

Beobachter sagen, dass die Tendenz zu übermäßigem Alkoholgenuss bei großen Veranstaltungen wie der Sterkrader Fronleichnamskirmes oder eben dem Straßenkarneval rein zahlenmäßig eher leicht rückläufig als zunehmend sei. Aber die Jugendlichen, die die Gelegenheit zum Trinken ergreifen, tun dies um so härter. „Die Intensität hat zugenommen“, sagt Hermann Hanenberg, bei der Stadtverwaltung zuständig für den Jugendschutz.

Ein Trend, der auch Heiner Dehorn, Präsident des Hauptausschusses Groß-Oberhausener Karneval, aufgefallen ist: „Mir gibt es zu denken, dass 14- bis 16-Jährige mit Schnapsflaschen in der Hand an den Straßen stehen und sich dermaßen aggressiv verhalten und besaufen“, sagte er.

„Ich kann das nicht unter den Teppich kehren“, sagt Dehorn auf Nachfrage. „Wir müssen daran arbeiten, dass wir das in den Griff kriegen.“ Würde ein runder Tisch helfen, an dem im Vorfeld der kommenden Session aller Beteiligten aus Karneval, Polizei, Ordnungs- und Jugendamt über verstärkte Präventionsmaßnahmen beraten? „Ein runder Tisch könnte wirksam sein“, meint Dehorn. Zudem regt er ein Glasverbot bei Umzügen an, um zumindest große Spirituosenflaschen aus dem Verkehr zu ziehen. In Düsseldorf und Köln habe das Wirkung gezeigt, sagt er, nicht nur mit Blick auf eine sinkende Verletzungsgefahr durch Glasbruch.

„Brennpunkt“ Havensteinstraße

Polizeipräsidentin Wittmeier steht solch einem runden Tisch aufgeschlossen gegenüber. „Wir wollen das Thema noch einmal aufgreifen, weil es uns schon Sorgen bereitet, wo das hingeht.“ Wie schon in den Vorjahren gab es im Zuge von Ordnungspartnerschaften aus Polizei, Jugend- und Ordnungsamt Jugendschutzkontrollen in der City sowie am Samstag beim Osterfelder Kinderkarnevalszug. Laut Polizeisprecher Axel Deitermann hatte jeder zweite kontrollierte Jugendliche Alkoholika dabei, die er nicht verzehren durfte und wegschütten musste (siehe Infobox).

Zu einem „Brennpunkt“, an dem die Kontrolleure auf teils massiv alkoholisierte Jugendliche und junge Erwachsene treffen, hat sich beim Umzug die Havensteinstraße am Elsa-Brändström-Gymnasium entwickelt. Er habe selbst erlebt, dass dort Krankenwagen im Einsatz nicht durchgelassen worden seien, sagt Hanenberg.