In einer schneller alternden Gesellschaft gehört die Gesundheits- und Pflegebranche zu den Wachstumsmärkten, auf denen sich gute Gewinne erzielen lassen müssten. Auf diesen Markt schielen auch zwei Unternehmer aus Oberhausen, die sich vor nicht allzu langer Zeit selbstständig gemacht haben. Zwei Praxisbeispiele, die Mut machen sollen, den Sprung in die eigene Existenz zu wagen.
Wohngemeinschaften für Senioren
Frank Sentef, 37-jähriger Immobilienkaufmann, gründete das Unternehmen „Senio Redenz“ und versucht nun, preiswerten, attraktiven Wohnraum für Senioren und dementiell Erkrankte zu gestalten. Während seiner Umschulung arbeitete er ein halbes Jahr im Pflegedienst. „Hier ist mir der Bedarf an bezahlbaren Wohnraum für Senioren aufgefallen.“
Schließlich legt sich der Berufstätige ein Konzept zurecht: Er möchte Wohngemeinschaften für bis zu zwölf Senioren schaffen. Erschwinglich soll so die Miete bleiben. Außerdem beuge eine WG gleichzeitig der Einsamkeit vor. „Es ist die Alternative zum Altenheim, aber günstiger, weil wir nur Personal verpflichten, das auch wirklich gebraucht wird.“ Diese Pflegekräfte sollen wie in einem Profi-Altenheim für die Bewohner 24 Stunden da sein.
Sentef selbst kümmert sich um die Hausverwaltung und übernimmt auch Hausmeistertätigkeiten. Wichtig für ihn ist die Mitbestimmung der Mieter. „Wenn jemand nicht mit dem Pflegepersonal einverstanden ist, kann darüber abgestimmt werden, ob jemand anderes verpflichtet werden soll.“
Seine Selbstständigkeit gründete er mit einer sechsmonatigen Förderung der Arbeitsagentur. Die Geschäfte laufen gut. Mittlerweile betreibt der Immobilienkaufmann zwei Wohngemeinschaften in Berlin und eine in Duisburg. Eine weitere WG an der Lothringer Straße in Oberhausen ist in Planung.
Polnische Kräfte vermitteln
In der Pflegebranche hat sich Milena Piec mit einem ganz anderen Modell selbstständig gemacht: Sie vermittelt mit ihrer Firma „PlusMedica24“ polnische Dienstkräfte und geschultes Hauspersonal nach Deutschland, die sich um pflegebedürftige Menschen kümmern.
Piec stammt aus einer kleinen Stadt in Polen. Hier habe sie immer wieder von Frauen gehört, die für eine Zeit ins Ausland gingen, um ältere Menschen zu betreuen. Auch ihre eigene Großmutter nahm die Hilfe von Pflegekräften in Anspruch. Das gab den Anstoß, sich als Vermittlerin polnischer Dienstkräfte selbstständig zu machen. „Ältere Menschen sind würdig, Hilfe zu bekommen.“ Viel informiert habe sie sich, bevor sie mit ihren Vorstellungen zum Jobcenter ging. Nach einem halben Jahr Vorbereitung wagte sie den Schritt.
Nun sucht die junge Frau Familien, die einen pflegebedürftigen Angehörigen haben, ihn aber selbst nicht versorgen können.
Mit einem Frageborgen ermittelt Piec die Wünsche der Familie: Pflegeaufwand, Alter der neuen Pflegekraft, Voraussetzungen wie Erfahrungen oder Führerschein.
Mit Dienstleistern in Polen sucht sie schließlich die passende Kraft aus und organisiert, nach dem Einverständnis der Familie, die Vermittlung nach Deutschland. Nach den deutschen Gesetzen darf dann die Pflegekraft maximal sechs Monate im Land bleiben.