Wenn es um den baulichen Zustand der Schulen in unserer Stadt geht, um Mängel oder Sanierungsstau, erntet die Journalistin auf Nachfrage bei den Schulleitungen meist verbale Ausweichmanöver. Ja gut, das ein oder andere ist nicht so schön, aber im Großen und Ganzen ist alles in Ordnung. Mehr könnte man sich ja immer wünschen, aber man könne nicht klagen, angesichts der leeren Kasse des Schulträgers Stadt. Zu groß scheint die Furcht der Führungskräfte davor zu sein, die eigene Schule in der Öffentlichkeit dadurch in ein schlechtes Licht zu rücken, dass man Missstände zugibt. Ein negatives Image kann sich ungünstig auf Anmeldezahlen auswirken. Schulen stehen schließlich im Wettbewerb.

Und genau das ist der Ansatz der Oberhausener Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Mit ihrer Broschüre „Schulen in Nothaushalten“ legt die GEW den Finger in die Wunde und zeigt die baulichen Notstände auf: Der Wettbewerb der Schulen untereinander ist längst nicht mehr fair, nicht innerhalb einer Kommune und nicht im Vergleich der Städte in Nordrhein-Westfalen oder in Deutschland. Weil dort, wo in den kommunalen Kassen keine Ebbe herrscht, Schulen besser ausgestattet sind. Was natürlich ein besseres, stressfreieres, angenehmeres Lernen bedeutet und damit bessere Bildungschancen.

Die GEW will die Politiker in die Pflicht nehmen, sie sollen in ihren Parteien, auf Landes- und Bundesebene ihren Einfluss geltend machen für eine gerechte Bildungsfinanzierung, die nicht von regionalen Strukturschwächen abhängt. Die Sonderausgabe mit der nicht neuen, aber leider immer noch nicht umgesetzten Forderung, ist auch den Politikern zugegangen. Auf die Resonanz darf man gespannt sein. Aber es ist ja Bundestags-Wahljahr, das macht Politiker aufmerksamer. Politischen Druck müssten eigentlich auch die Eltern aufbauen. Aber die sind pragmatisch so gestrickt, dass sie lieber den Pinsel in die Hand nehmen und den Klassenraum streichen oder sich ehrenamtlich engagieren, um Anschaffungen für die Schule zu ermöglichen. Das hilft kurzfristig, ist aber langfristig mit Blick auf das System kontraproduktiv. Denn dann sind wieder Schulen mit einem bestimmten Elternklientel im Vorteil. Und das ist ungerecht!