Oberhausen. . Einige Gäste einer Trauergesellschaft, die auf dem Nordfriedhof versehentlich auf Behindertenparkplätzen geparkt hatten, erhielten teure Knöllchen.
Einem Zyniker dürfte man wohl den Satz in den Mund legen: „Trauer schützt vor Knöllchen nicht.“ Die rund 20 Gäste einer Beerdigungsgesellschaft auf dem Nordfriedhof erwischte es am Montagmorgen eiskalt aus so gar nicht heiterem Schnee-Himmel. Als sie nach der Trauerfeier zum Parkplatz zurückkamen, klebten an einigen Windschutzscheiben Strafzettel: 35 Euro für das Parken auf einem Behindertenparkplatz.
Stellungnahme der Stadt heute
Nun war unter den Trauergästen, die sich ahnungs- und arglos auf die ihnen verbotenen Parkplätze gestellt hatten, ausgerechnet auch Wolfgang Schuster, der 35 Jahre lang als Polizeibeamter für Ruhe und Ordnung in der Stadt gesorgt hat. Schuster wandte sich an die WAZ, die er seit vielen Jahren liest, um das schaurige Szenario rund um die Beerdigung öffentlich zu schildern. „Wir kamen morgens früh auf dem Parkplatz an, es schneite“, erzählt Schuster. Kein einziges Auto habe auf dem Parkplatz gestanden. Wen wundert es, bei dem Wetter. Keiner der Trauergäste habe auf die Beschilderung geachtet. „Bei einer Beerdigung hat man doch anderes im Kopf“, gibt Schuster zu bedenken. Was er nun als so besonders pietätlos, als „reine Abzocke“ sieht, ist Folgendes: „Ein junger Mann, ebenfalls einer der Trauergäste, beobachtete, wie ein Wagen des Ordnungsamtes angefahren kam und in der Nähe des Parkplatzes stehen blieb. „Die Mitarbeiter müssen doch dann abgewartet haben, bis alle Trauernden auf dem Friedhof waren, um die Knöllchen zu verteilen“, schätzt Schuster. „Wenn früher ein Kollege so etwas gemacht hätte, hätten wir den verhauen“, sagt der ehemalige Polizeibeamte.
Nicht nur Schuster auch ein einstiger Mitarbeiter des Ordnungsamtes gehörten zur Trauergemeinschaft. Sie empörten sich natürlich sofort beim Ordnungsamt der Stadt Oberhausen. „Die Ordnungsamtsmitarbeiter hätten uns ansprechen müssen“, erfuhr Schuster dort. Sie hätten Falschparker unter den Trauergästen bitten müssen, ihre Autos umzusetzen. „Das hätten wir doch sofort gemacht“, versichert Schuster. Stattdessen gab es Knöllchen als bitteres Zubrot zur Trauer um den geliebten Menschen.
Ob die Ordnungsamtsmitarbeiter nun tatsächlich wie die Geier auf eine günstige Abzocke-Gelegenheit warteten, ließ sich gestern nicht klären. Die Betroffenen hatten bereits Feierabend. „Und ohne sie gehört zu haben, möchten wir keine Stellungnahme abgeben“, sagte ein Stadtsprecher. Am heutigen Dienstag will man mit den Betroffenen reden und sich dann auch zu dem Vorfall äußern.