Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schlägt Alarm: In Oberhausen leben knapp 3800 Jugendliche in einem Haushalt, der auf Hartz IV angewiesen ist. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie des DGB und Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ). Demnach ist mehr als jeder sechste Leistungsberechtigte 15 bis unter 25 Jahre alt. Damit liege Oberhausen auf einem Platz im oberen Drittel der bundesweiten Statistik, mahnt der DGB.

Rund 800 sind selbst arbeitslos

Konkret lebten im September 2012, dem Zeitpunkt für die erhobenen Daten, 3788 der 24 221 Oberhausener Jugendlichen in einem Haushalt, der auf Grundsicherung angewiesen ist. Das entspricht einer Hilfequote von 15,6 Prozent. Oberhausen rangiert damit auf Platz 29 von 402 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland. Diese 15 bis unter 25-Jährigen seien somit direkt von Armut betroffen, sagt die DGB-Jugendbildungsreferentin in der Region Mülheim-Essen-Oberhausen, Yvonne Fischer. Ein großer Teil dieser Jugendlichen lebt in einem Haushalt, in dem zum Beispiel der Vater Hartz-IV-Empfänger ist, geht selbst aber noch zur Schule.

Dies gilt aber längst nicht für alle: Besonders alarmierend sei, dass 805 der betroffenen Oberhausener Jugendlichen, also 21,6 Prozent, als Arbeitslose gemeldet sind – und damit denkbar schlechte Aussichten haben, einmal selbst für ihren Unterhalt sorgen zu können. Fischer formuliert es drastisch: „Mindestens 800 Jugendliche und junge Erwachsene befinden sich in Oberhausen in einer Spirale der Armut und Perspektivlosigkeit.“

Immerhin: Die Zahl der jungen Hartz-IV-Empfänger ist in der Stadt tendenziell leicht zurückgegangen. Im September 2010 hatte es nach Auskunft des hiesigen Jobcenters noch 4056 Jugendliche in Hartz-IV-Haushalten gegeben, im September 2011 waren es 3984. So fallen Jugendliche aus der Statistik, wenn etwa der Vater eine Arbeitsstelle gefunden hat und selbst nicht mehr auf Hartz IV angewiesen ist.

„Enorme Anstrengungen“ gefordert

Die DGB-Jugend sieht angesichts der nach wie vor hohen Zahl Politik und Wirtschaft in der Pflicht. Es müsse mehr Geld in präventive Ausbildungshilfen und Ausbildungsförderung investiert werden, macht Fischer deutlich. Darüber hinaus fehlten nach wie vor jedes Jahr mehrere Hundert Ausbildungsplätze.

Vor dem Hintergrund der anstehenden Haushaltskürzungen fordert die DGB Jugend von der Kommune und den Arbeitsmarktakteuren „enorme Anstrengungen“, um die schlechten Perspektiven für Oberhausener Jugendliche zu verbessern.

Um zu belegen, dass dies funktionieren kann, verweist Fischer auf die Nachbarstadt Mülheim: Dort sind nur 2,8 Prozent der Jugendlichen in Hartz-IV-Haushalten von Arbeitslosigkeit betroffen. Ein Blick über die Stadtgrenze lohne sich also. Besonders in der Verantwortung sieht der DGB die Landesregierung, ihrem Motto gerecht zu werden, kein Kind zurück zu lassen.