Oberhausen. . Das Projekt „Gesellschaft leben“ bringt Ehrenamtler und alleinstehende Senioren zusammen.Koordinatorin Mathilde Horsthemke stellt den Kontakt her

Sie verstanden sich auf Anhieb gut, sind mittlerweile sogar Freundinnen geworden. Und das, obwohl sie Jahre voneinander trennen, um genau zu sein 26 Jahre. Birgit Versteegen betätigt sich ehrenamtlich im Projekt „Gesellschaft leben“. Jede Woche besucht die Oberhausenerin eine 74-jährige Seniorin.

„Mit dem Projekt wollen wir allein lebende, mobil-eingeschränkte, ältere Menschen ansprechen“, erklärt Nese Özcelik vom Büro für Chancengleichheit. Das Projekt zielt im Besonderen darauf ab, alleinstehenden Menschen die Freude am Leben zurück zu bringen und ihnen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie sich wünschen. Was jedoch nur durch die Bereitschaft zum Ehrenamt getragen werden kann.

Seit Anfang 2012 versucht Koordinatorin Mathilde Horsthemke Senioren und die Menschen, die ihnen Aufmerksamkeit schenken, zusammenzubringen. Eine schwierige Aufgabe, denn weder ehrenamtliche Helfer noch Senioren finden sich leicht. „Es ist häufig eine Hemmschwelle vorhanden. Viele ältere Menschen, die einsam sind, melden sich aus Scham nicht.“ Und auch Ehrenamtler sind rar.

Birgit Versteegen arbeitet hauptberuflich bei einem Fahrdienst für Kinder mit Behinderungen. Arbeit und freiwilliges Engagement unter einen Hut zu bringen, sei nicht schwer. „Es ist nur eine Frage der Koordination.“ Auch der Besuch einer fremden Person fiel ihr nicht schwer. „Wir haben uns an den Computer gesetzt und Bilder angeschaut. Die Chemie stimmte sofort.“

So gut es geht, versucht Mathilde Horsthemke, den richtigen Paten für den oder die Alleinstehende zu finden. „Ich schaue, ob gleiche Interessen vorhanden sind.“ In einem Gespräch ermittelt die Koordinatorin, was der Senior von seinem zukünftigen Besucher erwartet, was er sich wünscht. „Oft arbeite ich nach Gefühl, wenn ich Menschen zusammenbringe.“

Gemeinsamer Urlaub in Holland

Bei Birgit Versteegen und ihrem Schützling trog sie ihr Gefühl wohl nicht. „Es ist nicht nur ein Geben meinerseits, ich bekomme auch so viel von ihr.“ Die 48-Jährige freut sich vor allem über die Entwicklung der Dame, die zu Beginn ihrer Treffen enttäuscht vom Leben schien. „Jetzt besuche ich eine viel ausgeglichenere Frau.“

Auch außerhalb der Besuche telefonieren die beiden Frauen häufig miteinander. „Wir unterhalten uns viel, reden darüber, wie es früher war, über ihre Ehe und die Religion.“ Einen gemeinsamen Urlaub in Holland planen sie ebenfalls. Wieder erlangte Mobilität als Geschenk.

Kontakte für eine Teilnahme am Projekt: Mathilde Horsthemke, Seniorenzentrum Abendfrieden, Büro Dieckerstraße 65, mo. 14.30-16.30, 998690, gesellschaft-leben@haus-abendfrieden.de oder beim Büro für Chancengleichheit/Leben im Alter Nese Özcelik, 8253967, nese.oezcelik@oberhausen.de