Chilenischer Student verbrachte die Festtage und den Jahreswechsel bei Familie Wilms in Holten

Ganz allein Weihnachten und Silvester zu feiern, das konnte sich Luis Eduardo Sepúlveda Gómez nicht vorstellen. Der 25-jährige Chilene, der ein Jahr in Bochum studiert, fand das Angebot des Vereins „Experimente“ aus Bonn und landete schließlich über die Feiertage bei Familie Wilms in Holten. Dort wurde Luis Eduardo mit offenen Armen empfangen. „Ein Weihnachten ohne einen Gast im Haus können wir uns überhaupt nicht mehr vorstellen“, erzählt Christiane Wilms.

„Wir holen uns so die Welt ins Haus“

Die Wilms, Mutter Christiane und Vater Henning, sind beide Pfarrer und haben zahlreiche Erfahrungen mit Austauschschülern- und -studenten. „Durch die Multi, den Oberhausener Rotary-Club oder die evangelische Kirche hatten wir bereits öfter Besuch bei uns“, so Henning Wilms. Da die Erfahrungen bisher mehr als nur positiv waren, hat man auch in diesem Jahr wieder die Türen geöffnet. „Wir holen uns so die Welt ins Haus“, schildert Christiane Wilms die Hintergründe. „Außerdem ist es für mich unvorstellbar, dass jemand über die Feiertage alleine in einem kleinen Zimmer hausen muss.“ Darum haben sich die Wilms an den Verein Experimente gewandt, woraufhin Luis Eduardo nach Oberhausen vermittelt wurde.

Die erste Erfahrung des Chilenen bei Familie Wilms kann man fast schon als eine Begegnung der dritten Art bezeichnen – Käsekuchen. „Das kannte ich bisher noch überhaupt nicht“, sagt Luis und klingt dabei nicht zu 100 Prozent von dieser Kuchenvariante überzeugt.

Einen großen Unterschied hat Luis Eduardo schnell festgemacht. Während in Deutschland Weihnachten als Familienfest im Mittelpunkt steht, ist in Chile Silvester der Tag, an dem alle zusammenkommen. „In Chile wird Silvester ganz groß gefeiert. Da sind wir immer mit 20 oder noch mehr Leuten zusammen.“ Erst nach Mitternacht trennen sich die Wege von Jüngeren und Älteren. Es wird aber nicht nur gefeiert. „An Silvester ist auch Zeit, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und sich mit der Familie zu unterhalten.“ Natürlich werden auch Pläne für das nächste gemacht. In Chile habe das aber einen ganz anderen Stellenwert als die altbekannten guten Vorsätze bei uns in Deutschland. Geböllert wird dort übrigens nicht. „Das ist für Privatleute verboten“, sagt Luis Eduardo.

Bei den Wilms gefällt es dem 25-Jährigen richtig gut. „Mir geht es auch darum, die deutsche Sprache und Kultur besser kennenzulernen.“ Daran habe es bisher in Bochum etwas gemangelt. „Die deutschen Studenten dort habe ich als sehr kalt empfunden. Darum hat sich auch kaum ein Kontakt entwickelt. Hier ist es aber das genaue Gegenteil.“

Dazu tragen auch Jan Wilms und sein Bruder Robin bei. Die beiden Jugendlichen nahmen Luis Eduardo schnell unter ihre Fittiche, bezogen ihn in ihre Aktivitäten ein. Leider lief dann aber doch nicht alles ohne Probleme. „Wir wollten einen Abend in eine Diskothek. Luis ist aber nicht reingekommen. Dem Türsteher gefielen sein Bart und sein Akzent nicht“, so Robin. „Ich fand das schon sehr diskriminierend“, hat Luis Eduardo dieses Erlebnis auch noch nicht ganz verdaut.“

Abseits davon nimmt er aber jede Menge gute Erinnerungen mit. Dass etwa Großmutter Wilms zu Weihnachten fünf selbstgebackene Kuchen auftischte hat ihn dann doch sehr überrascht. „In Chile macht sich keiner solche Mühen, sondern kauft die Kuchen im Supermarkt.“