Oberhausen. Marita Arntz sammelt historische Ansichtskarten. Kalender „Oberhausen gestern“ zeigt ausgewählte Stücke

Lebenslustig schaut der beleibte bärtige Mann drein, der an einem Fass über dem Altmarkt einschwebt und dabei seinen Maßkrug erhebt: „Feucht-fröhliche Grüsse aus der fidelen Stadt Oberhausen“ steht in altdeutschen Lettern unter dem Postkartenmotiv. Der trinkfeste Geselle wirkt wie ein früher Vorbote der feucht-fröhlichen Silvesterpartys, die seit einigen Jahren, auch heute wieder, rund um den Friedensengel auf dem Altmarkt gefeiert werden. Die nette nostalgische Ansichtskarte ist eine von Hunderten, die Alben und Regale von Marita Arntz füllen. Die Alstadenerin hat Mitte der 70er Jahre damit begonnen, Ansichtskarten mit Oberhausener Motiven zu sammeln – und hat mittlerweile einen solchen Fundus zusammengetragen, dass der M+M-Verlag seinen seit 1980 erscheinenden Kalender „Oberhausen gestern“ Jahr für Jahr komplett allein mit ihren Karten bestücken kann.

Früher gab es großeSammlerbörsen

Angefangen hat’s mit dem Briefmarken-Hobby ihres Mannes Heinz: „Da hab ich mir so gedacht, dass ich auch etwas sammeln möchte“, erinnert sie sich. Von einer Tauschbörse hat ihr Mann ihr dann einmal knapp 30 Ansichtskarten aus Oberhausen mitgebracht. Und da sie sich für historische Bilder ihrer Heimatstadt schon begeisterte, seit sie zur Schulentlassung das „Oberhausener Heimatbuch“ von Wilhelm Seipp geschenkt bekam, war schnell klar, was sie fortan sammeln würde: „Damals gab’s noch einschlägige Veranstaltungen, richtig große Ansichtskarten-Börsen in Essen, Düsseldorf oder Köln“, erzählt die 62-Jährige.

Eine Dokumentationder Stadtgeschichte

So wuchs die Sammlung Zug um Zug. „In den 80er Jahren hab’ ich dann Eduard Kleinöder kennengelernt“, erzählt sie. Ein Glücksfall: „Der hatte früher einen Gebäudereinigungsbetrieb und hatte ein hervorragendes Wissen über Gebäude und Straßenzüge in Alt-Oberhausen. Wenn ich ihm ein Motiv vorlegte, das ich nicht so richtig zuzuordnen wusste, kam die Erklärung dazu meist wie aus der Pistole geschossen“, erzählt Marita Arntz. Auf diese Weise hat sie nicht nur eine stattliche Ansichtskartensammlung zusammengetragen, sondern obendrein auch so manches Stück Stadtgeschichte erforscht und dokumentiert.

Das älteste „Schätzchen“ in ihren Alben stammt aus dem Jahr 1895, auch aus den darauffolgenden Jahren finden sich einige Lithographien in ihrer Sammlung. Viele Ecken gibt’s beim Blättern zu entdecken, die man heute kaum wiedererkennt, weil sich die unmittelbare Umgebung so verändert hat – wie etwa beim Werksgasthaus. Auch Ansichten, die es schlicht gar nicht mehr gibt, halten die Alben bereit – wie die Karte mit Grüßen vom „Concordiasee in Oberhausen“, der ab 1872 durch eine Bergsenkung im Bereich des heutigen Königshütter Parks entstanden war und später durch einen Kanal in die Ruhr abgeleitet wurde.

„Es gibt immer wiederÜberraschungen“

Ein richtiges Lieblingsstück hat Marita Arntz nicht: Plätze, Schulen, Kirchen, Gaststätten, Geschäftshäuser – das ganze bunte (vielfach allerdings schwarz-weiß abgebildete) Leben ihrer Heimatstadt hat’s ihr angetan. „Und komplett wird eine solche Sammlung ja auch nie“, sagt sie und schiebt gleich hinterher: „Aber das ist ja eigentlich auch das Schöne. Es gibt immer wieder Überraschungen.“ Und die gibt’s nicht nur für die Sammlerin selbst, sondern auch für die Fans des Kalenders „Oberhausen gestern“, die sich ab morgen wieder von zwölf „neuen“ alten Schätzchen aus der „Sammlung Arntz“ durchs neue Jahr begleiten lassen können.