Oberhausen. . Gold oder Silber? Das ist die erste Frage, die Anke von Garrel stellt. Weder die eigene Bescheidenheit noch die eigene Gier werden dabei erforscht, vielmehr ist die Wahl eine Frage des Hauttyps und der Augen: Die glänzen – oder eben nicht.

Doch das Ganze hat durchaus etwas mit Psychologie zu tun, mit der Wirkung von Farben. Gold wirkt warm, Silber kühl. Farben können den eigenen Typ unterstreichen oder verdecken, sagt Anke von Garrel. Denn sie ist Imageberaterin.

Seit sieben Jahren vermittelt die gebürtige Bonnerin etwas, von dem viele glauben, entweder man habe es oder nicht: Stil. Doch Stil kann man lernen und vor allem lehren. Von Garrel – die vorher Unternehmen beraten hat – unterrichtet nun Firmenbosse, Banker und Jobbewerber über die Macht der Farben. „Man trägt keine warmen Farben, wenn es um Zahlen geht“, sagt sie und rät zu Blau- und Grautönen – „die Kompetenzfarben. Rot, wenn Tacheles geredet werden soll, wenn man sich durchsetzen will“. Offenbar die ideale Farbe für Betriebsräte.

Männer noch recht scheu

600 bis 800 Menschen im Jahr gibt Anke von Garrel Tipps, wie man den eigenen Typ besser herauskehren kann. „Ich will dazu motivieren, selbstbewusster zu werden.“ Just klärt sie an der Oberhausener VHS die Männerwelt auf. „Welt“ klingt vielleicht übertrieben, denn so zahlreich erscheinen die Herren noch nicht, sie machen gerade einmal 20 Prozent ihres Klientel aus. „Männer sind keine Rudeltiere“, nimmt es die Stilberaterin mit Gelassenheit, denn auch echte Kerle sollen inzwischen den Druck der Mode spüren, sich präsentieren zu müssen.

Im Kurs an der Oberhausener VHS haben sich vier Männer eingefunden: Der eine will sich privat verändern, der andere hat eine berufliche Motivation, und der dritte hat über seine Frau von der Beraterin gehört – sein Farbspektrum kennenlernen und erweitern, das wolle er auch mal versuchen.

Man darf ruhig auch farbenfroh sein

Tipp Nummer eins der Stilberaterin: „Es muss nicht immer schwarz sein. Farben kann und sollte auch jeder tragen.“ Nummer zwei: „Keinen Mode-Terror mitmachen. Nach dem persönlichen Typ gehen, nicht mit der Mode.“

Der Rest ist eine Frage der Typenermittlung. Der „Sommertyp“ trägt idealerweise kühle, silberne, gedämpfte Töne. Der Wintertyp sollte am besten kontrastreiche Rot-Schwarz- und Weißtöne tragen. Anders als die Jahreszeiten es suggerieren, sind die beiden Typen gar nicht einmal gegensätzlich. Beide sollten etwa auf goldgelbe Farben verzichten. Rät Anke von Garrel.

Und doch will die Stilberaterin aus dem Punk-Rocker keinen Banker machen. Wann aber ist in Sachen Stil die Grenze überschritten? Von Garrel bleibt diplomatisch: „Einige finden die Kleidung von Gottschalk zu auffällig. Aber ich meine: Er ist der Typ dafür.“