Oberhausen. Weil der Trend zum Bestellen im Internet anhält, läuft das Paketgeschäft gerade zur Weihnachtszeit auf Hochtouren. Dabei ächzen die Zusteller aufgrund der hohen Arbeitsbelastung. Immerhin liefern Paketzusteller in der Adventszeit teilweise bis zu 120 Prozent mehr Pakete aus als im übrigen Jahr.

Keine andere Berufsgruppe prägt das Bild in den Wohngegenden derzeit mehr als sie: Paketzusteller hetzen vielerorts voll bepackt über die Bürgersteige, flitzen im Eiltempo zum nächsten Empfänger und schnurstracks wieder zurück zu ihrem Lieferwagen. Allein der Logistikkonzern DHL stellt in Oberhausen täglich 16.000 Pakte zu – fernab der Weihnachtszeit sind es nur halb so viele. Auch andere Paketdienste wie Hermes, DPD oder UPS melden ein massives Auftragsplus im Advent. „An Spitzentagen liefern wir 120 Prozent mehr an Paketen als im übrigen Jahr“, sagt etwa Hermes-Sprecherin Birte Ayhan. Im Dezember wird das Unternehmen von seiner Niederlassung in Oberhausen aus insgesamt
800.000 Pakete im Großraum Essen zustellen.

Viele bestellen im Internet

Hauptursache für den Pakete-Boom ist die Vorliebe vieler Menschen, Weihnachtsgeschenke direkt und bequem im Internet zu bestellen. „Zwei Drittel unserer Paketsendungen gehen auf den Internethandel zurück“, erklärt Birte Ayhan. „Angefangen hat der Trend mit CDs und Büchern, doch längst werden auch Kaminholz, Hundefutter oder Laminat geordert“, ergänzt DHL-Sprecher Achim Gahr. Die Folge dieser Entwicklung: Sein Unternehmen verzeichnet in diesem Jahr zweistellige Zuwachsraten.

Damit nun auch zur Weihnachtszeit keine Pakete auf den Ladeflächen der Lieferwagen zurückbleiben, vertrauen die Dienstleister auf unterschiedliche Strategien. DHL etwa setzt auf zusätzliches Personal und verändert je nach Paketaufkommen den Zuschnitt seiner Zustellbezirke. Aus den üblichen 50 in Oberhausen wurden so längst rund 90. Und auch Hermes, das bei der Auslieferung mit Generalunternehmen zusammenarbeitet, stellt in seinen Logistikzentren zusätzliche 500 Zeitarbeitskräfte ein. Die Generalunternehmen werben in Deutschland parallel dazu weitere 4000 Mitarbeiter an.

Ein ganz anderes Modell verfolgt derweil UPS: Anstatt zusätzliches Personal einzustellen, wechseln dort Mitarbeiter aus Management und Verwaltung vorübergehend ihren Arbeitsplatz. „Viele Kollegen helfen im Logistikbereich aus und sortieren Pakete. Wer einen Dienstwagen hat, der fährt Pakete aus“, beschreibt Sprecherin den Ricarda Wilke den unkonventionellen Ansatz ihres Unternehmens.

Alle Paketzusteller im Stress

In jedem Fall sei der Advent für die Paketzusteller die unangenehmste Arbeitszeit des Jahres, betont Karin Korthals von der Gewerkschaft Verdi. „Alle haben Stress. Die Arbeitsbelastung ist mitunter extrem hoch, wobei es jedoch gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen gibt.“ Sie habe von Extremfällen gehört, in denen die Fahrer nur noch zum Schlafen Pause machten. Dagegen seien bei den tarifgebundenen Paketdiensten die Arbeitszeiten auf zehn Stunden am Tag begrenzt.

Doch auch eine psychologische Komponente mache den Zustellern zu schaffen: „Die Kollegen sehen den Pakete-Berg und denken: Wenn ich den nicht heute abarbeite, steht er morgen noch hier und dann kommt wieder ein neuer dazu. Dann komme ich gar nicht mehr nach“, beschreibt Korthals die angespannte Situation und fügt an: „Wenigstens haben wir keinen Schnee und kein Eis. Sonst würden die Fahrer noch viel länger brauchen.“