Prinz Gerhard I. erwartet beim Sturm in Vondern viel Gegenwehr. Erst nach 23 Minuten ist er Hausherr.
Mancher Schuss kann auch mal nach hinten losgehen. Fußballer können ein Lied davon singen. Und Karnevalisten? Sie singen auch. Von Prinz, Dreigestirn, roten Rosen und Kamelle – und diesmal?
Kanonen schallen ins Trommelfell
Beim karnevalistischen Sturm auf die Burg Vondern laden die Jecken ihre Konfetti-Kanonen durch, schließlich soll das alte Gemäuer im Sinne des Brauchtums erobert werden. Kawumm! Es schallt den Burgweg entlang, so sehr, dass selbst die Mannen des eigentlich ja erobernden Stadtprinzen Gerhard I. ehrfurchtsvoll zusammenzucken.
Die Wummer-Akustik trifft dennoch nicht sinnlos die Gehörgänge: 23 Minuten später ist die Burg in der Hand der Regenten. Ein ungewöhnlich zäher Kampf – mit Scherz und Säbelrasseln. Das Geschiebe vor dem Burgtor hat in Vondern eine lange Tradition. Doch selten musste der Regent so viele Hürden überwinden wie diesmal.
Eroberer von der anderen Kanalseite
Mit der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK), der KG Blau-Gelb Vondern und der 1. KG Narrenzunft ist die Zahl der Verteidiger noch angewachsen. So steht das Gefolge von Prinz Gerhard I. wie an der Perlenkette aufgereiht auf dem Weg zum Burginneren.
Zu den Unterstützern des Stadtprinzen gehört die KG Wagaschei, die mit ihrer Kanone laut gibt. Fachkräfte laden durch: Wieder macht es „Wumms“! Menschen zucken zusammen. Andere kramen ihre Ohrstöpsel aus der Jackentasche hervor. Der knall-bunte Lindwurm mit 250 Mann rückt vor. „Gebt ihr auf?“
Das Echo erschallt wie aus einem Drehbuch gelernt: „Niemals!“ GOK-Präsident Axel Dehen schwingt kein Zepter, aber ein Mikrofon. Und teilt verbal die Stadt: „Die kommen aus Oberhausen – jenseits des Kanals. Ihr seid hier herzlich nicht willkommen!“
Die Verteidiger haben noch vor dem Torbogen zwei weitere Mauern (aus Styropor) errichtet. Auch dahinter ist man sich der Stellung des Prinzen nicht bewusst. „Betteln und Hausieren verboten!“ Das ist nicht nett. Also nimmt Gerhard die Paginnen schützend zur Seite und lässt seine Mannen mit einem Rammbock vortreten. Mit wenigen Handgriffen werden die Mauern gesprengt! Durchschlagende Argumente, der Prinz rückt vor.
Letzte Chance für die Verteidiger ist der „grüne Ritter“. Jetzt rasseln die Säbel. Nach Klingen und Klirren ist auch dieses Kapitel erledigt. Am Torbogen muss der Prinz nur noch einmal kurz verbal ran, handelt die Übernahme aus. Dann ist alles vorbei – die Burg erobert.
Beide Seiten schauen sich einig und friedlich im beheizten Zelt um – bei Garden, kölsche Tön und Grüßen des Regenten. Vielleicht macht sich der ein oder andere Prinz in spe noch eilig Notizen. So ein Burgsturm will schließlich gelernt sein.