Oberhausen..
Manche Zufälle sind einfach zu passend, um darüber zu scherzen: Als die KG Dampf drauf (Jahrgang 1957) als einer der ersten Karnevalsvereine außerhalb von Köln ein Dreigestirn (Prinz, Bauer, Jungfrau) auf die Reise schickte, hätte wohl niemand gedacht, dass mehr als 55 Jahre nach der Gründung ein 26-jähriger Prinz die Gemeinschaft an ihre Wurzeln erinnern wird.
Brauchtum zusammenschweißen
Doch genau das ist passiert. Am Samstagabend wurde Thomas Müthing zu Prinz Thomas I. gekürt. Und Müthing hat als gelernter Schweißer quasi die besten Voraussetzungen, um unter ehemaligen Babcöckern selbst bei Fachsimpeleien mit Alteingesessenen eine gute Figur zu machen. Denn: Vor mehr als 55 Jahren wurde die Karnevalsgemeinschaft in den Räumlichkeiten der Kesselschweißer gegründet.
Das Motto war also eher ein Selbstläufer: „Mit viel Spaß und Fröhlichkeit, schweißen wir euch zusammen für die Narrenzeit“. Ein Bekenntnis für mehr Zusammenhalt, das man über die Grenzen der Generationen hinaus verstehen kann. Müthing (26 Jahre), dazu Bauer Tobias Decker (25 Jahre) und die Paginnen Julia Gommers (22 Jahre) und Carolin Dubbert (20 Jahre), nur Jungfrau Holger Grande sprengt leicht die Ü30-Schallmauer. Mit einem Durchschnittsalter von exakt 26 Jahren zieht nun das jüngste Dreigestirn durch die Säle, das in der Vereinsgeschichte von Dampf drauf gekürt wurde. Und zwar in Zeiten, in denen das Brauchtum oftmals über fehlenden Nachwuchs klagt. Es soll ein Signal sein.
Wortwitz zur Kürung
Die jugendliche Frischzellenkur sah man denn auch der Kürung deutlich an: Müthing schnappte sich mit Wortwitz das Zepter, stellte sein Team kurzweilig vor und verstand es lokale Witze in seine Begrüßung einzubauen.
Das Programm nach dem offiziellen Teil mischte sich recht bunt: Die Gruppe „Joker Colonia“ marschierte angeführt vom Elferrat mit einer Polonaise durch den Saal. Die hauseigene Garde der KG Dampf drauf zeigte ihre aufwändig einstudierte Beinarbeit, bevor die „Goldenen Trompeter“ und Dirk Elfgens die noch wenigen bestehenden Sitzblockaden an den Tischen aufzulösen - Bänke und Stühle wurden zu Stehpartys umfunktioniert.
Vier Stunden Programm
„Countryroads“ und „Viva Colonia“ wechselten sich ab. Populäre Feierkultur und bekanntes Brauchtum passten bei der durch auffällig viel junges Publikum begleitete Kürung gut zusammen, ohne dabei den ursprünglichen Charakter einer karnevalistischen Veranstaltung zu verlieren. Darauf war Verlass: Nach vier Stunden Programm durfte der junge Prinz zu seinem ersten Ordens-Marathon antreten.