Oberhausen. Der Berliner Markus Bernhardt kam auf Einladung der Linken nach Oberhausen. Sein Buch „Das braune Netz“ über den NSU birgt Stoff für Diskussionen. Bislang ist es den Behörden immer noch nicht gelungen, die Verstrickungen der Geheimdienste in der Affäre zu klären.
Warum ist es so schwer, die Taten der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund und ihre Verbindungen zu den Bundesdeutschen Nachrichtendiensten aufzuklären? Das ist eine der Fragen, die der Berliner Journalist und Autor Markus Bernhardt in seinem Buch „Das braune Netz: Naziterror - Hintergründe, Verharmloser, Förderer“ stellt. „Es gibt nicht viele gesicherte Erkenntnisse über die Morde, die diese Terrorgruppe verübt hat“, sagt der Autor. Deshalb kann er nicht viele Antworten liefern. Aber Stoff für Diskussionen.
Der Oberhausener linke Bundestagsabgeordnete Niema Movassat hat den 34-Jährigen nach Oberhausen in das Linke Zentrum eingeladen. 20 Zuschauer kamen am Sonntag zu der Buchvorstellung in die Elsässer Straße. Denn auch wenn Bernhardts Buch bereits im März erschienen ist, sei das Thema hoch aktuell, sagt Movassat: „Es beschäftigt uns im Bundestag und auch in den Bundesländern.“ Seit Erscheinen des Buches sei es immer noch nicht gelungen, die Verstrickungen der Geheimdienste in der Affäre zu klären.
Jeden Tag ein neuer Skandal
Bernhardt selber glaubt nicht daran, dass die Behörden an einer Aufklärung interessiert seien, „weil jeden Tag ein neuer Skandal publik wird. Aktuell die Aktenvernichtung beim Berliner Verfassungsschutz, die zum Rücktritt seiner Chefin Claudia Schmid geführt hat“.
Movassat, seit 2009 im Bundestag für die Linken, glaubt, dass die Mitglieder des Aufklärungsausschusses des Bundestages frustriert seien. „Weil man Informationen immer nur scheibchenweise kriegt, und nur durch Medienarbeit mal wieder was zutage kommt.“ Das zeige, dass die Kontrollrechte des Parlaments durch die Sicherheitsapparate verhöhnt würden.
Ramelow befürchtet internationales Netzwerk
Bernhardt befürchtet, dass es außer der NSU-Terrorzelle möglicherweise weitere geben könnte. „Bodo Ramelow, der Fraktionschef der Links-Partei in Thüringen, geht davon aus, dass der feste Kern des NSU aus 20 Leuten besteht und nicht aus dreien.“
Das gesamte Netzwerk würde nach Ramelows Meinung sogar aus 120 Menschen bestehen, so Bernhardt. Er sieht eine weit größere Organisation: „Wir haben es nicht mit einem deutschen Nazi-Netzwerk zu tun, sondern mit dem internationalen Nazi-Netzwerk ‘Blood and Honour’.“ Hinweise darauf würden möglicherweise bald veröffentlicht.
Er wolle am Thema dran bleiben, sagt Bernhardt, schließt eine überarbeitete Ausgabe seines Buches aber aus: „Dafür passiert zu viel zu schnell.“