Bewohner des Vincenzhauses bummeln jede Woche durch die City. Nachwuchsmangel bei den Helfern bereitet Sorgen.
Für die Bewohner des Vincenzhauses ist es ein Höhepunkt in der Woche und aus dem Kalender nicht mehr wegzudenken: Jeden Donnerstag finden sich diejenigen für einen kleinen Bummel durch die Stadt ein, die kleine Besorgungen erledigen müssen oder einfach etwas frische Luft schnappen wollen. Abgerundet werden diese Ausflüge meist vom gemeinsamen Café-Besuch. Leider wird diese Gruppe aber immer kleiner. Da die Bewohner des Seniorenheims auf Hilfe angewiesen sind, etwa weil sie im Rollstuhl sitzen, braucht es ehrenamtliche Helfer, die sie unterstützen. Und davon gibt es zusehends weniger.
Wöchentliche Rotation
„Wir waren auch schon mit 20 Bewohnern unterwegs“, sagt Schwester Edmunda, Betreuerin im Vincenzhaus. „Heute sind es leider nur sechs Damen, die mitkönnen.“ Schuld ist der Nachwuchsmangel. ,Leider werden auch unsere ehrenamtlichen Helfer älter. Einen schweren Rollstuhl können die meisten dann nicht mehr schieben.“ Dafür würden sie sich auf andere Weise einbringen. „Ein Teil kommt dann so ins Seniorenheim, liest etwas vor, spielt Gesellschaftsspiele oder erzählt Geschichten, um die Bewohner zu unterhalten.“
Damit es unter den Senioren des Vincenzhauses gerecht zugeht, wird rotiert. „Wer in dieser Woche nicht mitkommen kann, weil es an Helfern fehlt, den nehmen wir dann halt beim nächsten Mal mit“, sagt Schwester Edmunda.
Felizitas Grüneboom ist so oft es geht beim Stadtbummel dabei. „Enorm finde ich das, da kann man sich immer wieder drauf freuen.“ Da die 88-Jährige nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, sitzt sie im Rollstuhl. Angeschoben wird der diesmal von Schwester Edmunda. „Schön finde ich, dass wir am Ende alle gemeinsam einen Kaffee trinken gehen und dabei rumplappern können.“ Ein Highlight, dem Grüneboom jetzt schon entgegenfiebert, ist der Weihnachtswald. „Da ich die letzten Jahre in einer Einrichtung in Sterkrade war, bin ich gar nicht mehr in die Innenstadt gekommen.“
Bei der 91 Jahre alten Wilhemine Morschhäuser, die vor allem die frische Luft bei den Spaziergängen mag, sorgt Ursula Mertens für den nötigen Antrieb. „Ich begleite diese Ausflüge in die Innenstadt seit mehr als 15 Jahren“, so Mertens. Sie, Jahrgang 1935, mache das zwar sehr gerne, aber merke langsam ebenso das Alter. „Es fällt mir schwerer so einen Rollstuhl zu schieben. Leider sind auch nicht alle Wege rollstuhlgerecht gebaut.“ Das Pflaster auf der Marktstraße sorge etwa immer wieder für Probleme.
Seit zwei Monaten unterstützt Barbara Caniels die Bewohner bei dem Bummel am Donnerstag. „Ich habe die rollstuhlfahrenden Bewohner des Vincenzhauses immer von meiner Wohnung aus bei ihren Ausflügen durch die Innenstadt gesehen. Als meine Cousine krankheitsbedingt für eine gewisse Zeit den Senioren nicht helfen konnte, bin ich eingesprungen.“ Bereut hat sie es bis heute nicht, eher im Gegenteil. „Ich habe daran richtig Freude, weil ich merke, wie gut es den alten Damen und Herren dabei geht.“