Oberhausen. . Jennifer Lopez wirbelte auf der „Dance Again World Tour“ in der Arena Oberhausen. Nur anderthalb Stunden dauerte der einzige NRW-Auftritt des Weltstars. Er bot viele Hits und rückte J Los Hinterteil in den Mittelpunkt. Ausverkauft war die König-Pilsener-Arena mit 7000 Zuschauern aber nicht.
Dem grauhaarigen Tänzer im T-Shirt mit der Rückennummer 85, der im Innenraum der König-Pilsener-Arena seine Figuren drehte, machte die lange Wartezeit zwischen Vorgruppe und Hauptact nichts aus. War er doch zum Vergnügen in die Arena gekommen, mit Aussicht auf einen kurzweiligen Abend zwischen aufgebretzelten Latinoschönheiten, ihren nicht minder gestylten Begleitern und bürgerlicher Biederkeit.
Da lag es nahe, das Motto „Dance Again World Tour“ der erstmals in Deutschland auftretenden Jennifer Lopez am eigenen Leibe auszuprobieren. Was ein Ordner anders sah, der dem Tänzer die Fröhlichkeits-Gesten aus- und auf einen Sitzplatz vertrieb.
Hautenges Silberkleid
Lopez brachte sich im hautengen Silberglitzer-Catsuit erst einmal in „Po“-sition. Einzig aber nicht artig hetzte „Jenny From The Block“ über die Bühne und zeigte in aller Deutlichkeit, weshalb sie auch berühmt ist: ihr ausgeprägtes, blickfangerprobtes Hinterteil.
Neben, vor und zwischen ihr wirbelten acht Tänzer im grauen Frack und zwei in Straußenfedern gesteckte Hupfdohlen wie in einer Las Vegas-Show über das Parkett, mit viel Brim und Borium, Nebel und aggressiv-lauter Musik, die den dünnen Lopez-Gesang fast zerquetschte. Augen auf, hieß die Botschaft rund um den Catwalk, auf den Rängen jubilierte das Publikum stürmisch aber kurz.
Die Botschaft der 43-jährigen Entertainerin war klar: Ich nehme euch da unten ernst und spiele mit euch, aber ihr bleibt wo ihr seid.
Perfekt einstudierte Leibesübungen verhinderten jeden Zufall, die Luft vibrierte im Sound der sechsköpfigen Begleitband, Wind aus riesigen Ventilatoren fegte durch eine Bronx-Straßenszene und Hollywood-affine Dekorationen.
Aus den Boxen krabbelten Lopez-Hits am laufenden Band, von „Love Don’t Cost A Thing“ und „On The Floor“, von „Do It Well“ bis, na endlich, „Waiting For Tonight“ und „Let’s Get Loud“.
Obwohl in „Good Old Germany“ völlig fremd, fühle sie sich in Oberhausen zu Hause. „Ich bin ein einfaches Mädchen aus der Bronx,“ säuselte sie professionell, das Poor-Girl-Image pflegend, was nicht (mehr) so richtig zum Glamour passen will. Okay: Sie hat sich hochgearbeitet. Jeder, der einen sozialen Aufstieg hinter sich hat, darf darauf stolz sein.
Zuckerbrot und Peitsche
Auch J.Lo darf das, die nach diversen Kostümwechseln als Jenny aus der Bronx beim einzigen NRW-Konzert Zuckerbrot und Peitsche für alle verteilte. Nach 80 Minuten jedenfalls näherte sich Jennifer Lopez’ Deutschlanddebüt dem Ende. Für eine Zugabe tauchte sie noch einmal auf – als Hippiemädchen im grellen Discoblitzlichtgewitter.