Oberhausen. .

Tumult in der Fußgängerzone der Marktstraße: Während sich einige Besucher des Cityfests über gebrannte Mandeln oder Crêpes hermachen, sorgt ein kleiner, bescheidener Zettel an einem blauen Zelt für besonders große Aufmerksamkeit: „Komparsen und Kleinschauspieler gesucht“ steht da geschrieben.

Am Eingang des Zelts steht Nora Kühne: „Wer sprechen kann, hat hier gute Chancen“, sagt die Auszubildende der Kölner Fernsehproduktionsfirma „Good Times“. Am Wochenende hält das Unternehmen, das mit rund 60 Mitarbeitern eine der größten Produktionsfirmen Deutschlands ist, auf dem Cityfest nach Talenten Ausschau.

Auf einen Auftritt im Fernsehen hoffend füllten auch die Schülerinnen Charline Kabom (19) und Kristin Bieler (18) emsig die Anmeldebögen aus. Ganz lustig, sagen die jungen Frauen, finden sie das Casting auf der Straße.„Mal gucken, was dabei herauskommt. Wir sind gespannt.“ Das ist auch der 17-jährige Thomas Lobbenmeier: „Ich fände es cool, mal in einer Serie mitzuspielen; auch wenn es nur eine kleine Rolle ist.“ Er ist davon überzeugt, dass es für ihn eine tolle Erfahrung wäre.

Serien ohne Drehbuch

Aber warum vermutet das Kölner Unternehmen ausgerechnet in Oberhausen neue Talente fürs Fernsehen? „Wir suchen unsere Schauspieler nicht in Agenturen, sondern generell lieber auf der Straße“, sagt Chris Lübben, Redakteur bei Good Times. „Die meisten unserer Produktionen haben kein Drehbuch. Das heißt, sie sind nicht gestellt.“ Eine schauspielerische Ausbildung ist also keine Voraussetzung für eine Komparsenrolle. Stattdessen zähle das „gewisse Etwas“. Und das könne man in den Gesprächen auf der Straße eben besser erkennen, sagt Lübben. „Da sehen wir, ob sich jemand traut aus sich herauszugehen.“

Auszubildende Nora Kühne meint vielversprechend: Wer sich bei einer kleinen Rolle in einer Serie gut anstellt, der habe die Chance von anderen Firmen oder Agenturen entdeckt zu werden. „Wir sagen aber nicht: Wir machen euch zu Stars“, schiebt sie schnell nach. „Aber man hat schon eine Chance auf Berühmtheit; zumindest im eigenen Land.“ Das, so führt das Team an, würden Serien wie „Die Ludolfs“, „Party, Bruder!“ oder „Fatihland“ beweisen, die Good Times unter anderem produziert hat.

Oberhausen jedenfalls verlassen die Kölner voll bepackt mit Bewerbungsmappen: Allein am Samstag melden sich über 50 Interessenten. Dabei auch Marion Dengler: „Wenn ich gut bin, werde ich vielleicht öfter gebucht.“