Oberhausen. .

Als Bärbel Höhn und Hugo Baum erstmals aufeinander trafen, da waren die Karten noch anders gemischt. Als Sozialdezernent saß Hugo Baum in den 80er Jahren im Oberhausener Ratssaal, in dem Bärbel Höhn als Mitglied des damaligen Stadtelternbeirats Transparente hoch hielt, Protestlieder sang und entschieden – wie auch effektiv – für die Einrichtung eines Kindergartens in Sterkrade kämpfte.

30 Jahre später, an diesem Donnerstagabend, sitzen die ehemalige NRW-Umweltministerin und Grünen-Bundespolitikerin und der umtriebige Kommunalpolitiker und ehemalige Stadthallenchef in deutlich versöhnlicherer Runde beisammen: Gemeinsam mit dem langjährigen Leiter des Katholischen Stadthauses und bis heute sozial engagierten Urgestein, Hermann-Josef Wagner, teilen sie sich die Bühne im Zentrum Altenberg, um als Zeitzeugen über die neuere Geschichte Oberhausens zu sprechen.

Gemeinsam fürs Altenberg

Eine Geschichte wohlgemerkt, die diese drei Persönlichkeiten in bedeutsamer und bis heute prägender Weise mitgeschrieben haben.

Hans Wupper-Tewes von der Landeszentrale für politische Bildung NRW und Magnus Dellwig von der Oberhausener Stadtkanzlei moderieren diese Runde im Altenberg. In jenem soziokulturellen Zentrum also, an dessen Einrichtung und Erhalt Hugo Baum als Sozialdezernent von 1979 bis 1989 maßgeblich beteiligt war. Denn als die Schließung der Zinkfabrik Ende der 70er Jahre bekannt wurde, habe im Rathaus die Meinung vorgeherrscht, auf dem Gelände könne man doch Verwaltungsgebäude errichten. „Ich bin in der Industrie groß geworden“, sagt Baum, der lange Jahre bei der GHH gearbeitet hatte. „Für mich war das ein Stück Leben, das ich erhalten wollte.“

Im Initiativkreis Altenberg sei es gelungen, verschiedenste Gruppen zusammenzubringen, „alle Entscheidungen mussten einstimmig gefällt werden, das war ganz schön mühselig“, sagt Baum. Hermann-Josef Wagner, der sich seit den 60er Jahren in Oberhausen für katholische Jugendarbeit in Oberhausen engagiert hatte, gehörte zu den aktiven Kräften.

Über Kindheitserinnerungen und Verzichte sprachen die Drei im Altenberg, ihren Weg in die kirchliche Arbeit und in die Politik. Aus ihrer Familie heraus sei ihr Engagement entstanden, berichtet Höhn, die in verschiedensten Bürgerinitiativen gekämpft hat, auch gegen die Giftmüllverbrennungsanlage. Im Rat der Stadt machte sie erst als parteilose, später als grüne Kommunalpolitikerin mit unkonventionellen Aktionen im Rathaus auf sich aufmerksam. „Wir haben auch mal Erde auf die Tische geschüttet“, lachte sie und erinnert sich, wie der damalige Stadtverordnete Klaus Wehling ihr triumphierend ein Büchlein unter die Nase gehalten hatte. „Das war unser rotes Büchlein, da hatten wir so manche Inspiration für unsere Aktionen her.“

Hermann-Josef Wagner, ehemaliger langjähriger Leiter des katholischen Jugendwerks „Die Kurbel“, macht sich heute als Geschäftsführer des Arbeitslosenzentrums Kontakt für Menschen stark, die am Rande der Gesellschaft stehen. Es sei empörend, „ein fortwährender Skandal“ sagt Wagner, wie eine immer größere werdende Gruppe von Menschen aus der Teilhabe am Leben gedrängt werden. So endet die Runde, die als Rückblick begonnen hatte, mit einem Appell: „Die Engstirnigkeit in dieser Gesellschaft muss aufgebrochen werden.“