Oberhausen. Busfahrer sehen sich in Oberhausen zunehmend den Beleidigungen der Fahrgäste ausgesetzt. Seit 2009 gab es 20 tätliche Übergriffe. Dank der Videoüberwachung in vielen Bussen ist die Zahl der Vandalismusfälle dagegen zurückgegangen.

Es ist der Alptraum eines jeden Busfahrers: Am Wochenende wurde in Recklinghausen ein Busfahrer angeschossen. Ein Räuber hatte sich in seinem Bus versteckt und gewartet, bis der Mann das Fahrzeug zurück zum Busdepot fahren wollte. Leider kein Einzelfall: Immer wieder kommt es zu Übergriffen gegenüber Busfahrern.

In Oberhausen das letzte Mal im April, als ein angetrunkener Fahrgast einem Busfahrer unvermittelt so heftig ins Gesicht schlug, dass dieser für mehrere Monate nicht arbeitsfähig war. Zu derartigen Übergriffen komme es zum Glück selten, allerdings registriert die Stoag einen erheblichen Anstieg der Verbalattacken.

„Grundsätzlich kann man sagen, dass der Ton gegenüber Busfahrern immer aggressiver wird“, so Stoag-Sprecherin Sabine Müller. „Seit 2009 hatten wir rund 20 solcher Vorfälle“, so Müller und ergänzt: „Allerdings sind 20 immer noch 20 zuviel.“ Sicherheit, sagt die Sprecherin, sei bei der Stoag immer ein Thema. „Wir versuchen, alles zu tun, um die Sicherheit zu erhöhen.“

Weniger Vandalismus

So seien bereits mehr als 50 Prozent der Busse mit Videokameras ausgestattet, die Zahl der Vandalismusfälle deutlich zurückgegangen. „Ich denke schon, dass so etwas abschreckt“, so Sabine Müller. Nicht zuletzt, weil in vielen dieser Fälle der Täter über die Videoaufnahmen ermittelt werden konnte.

Zudem gebe es den so genannten „Überfalltaster“ in allen Bussen, den die Fahrer in Notfällen drücken können: Dieser Schalter sorgt dafür, dass alle Türen des Busses aufgehen, die Warnblinkanlage wird eingeschaltet und die Hupe betätigt. Müller: „So macht man auf die Notsituation aufmerksam und bietet einem etwaigen Täter gleichzeitig die Möglichkeit zur Flucht.“ Denn: Wenn er sich eingesperrt fühle, könne eine solche Situation sich noch weiter verschärfen.

Deeskalationstrainings für Mitarbeiter

Selbstverständlich gibt es auch einen Schalter, der alle Türen des Busses verriegelt, damit niemand von außen hereinkommen kann. „Darüber hinaus prüfen wir die Möglichkeit, Sicherheitsscheiben in die Fahrzeuge einzusetzen“, so die Sprecherin. „Allerdings haben die bei den anderen Unternehmen, die diese Scheiben schon ausprobiert haben, geblendet.“

Seit einiger Zeit biete die Stoag ihren Mitarbeitern auch Deeskalationstrainings an, in denen sie lernen, ohne Schaden aus brenzligen Situationen wieder herauszukommen. Doch nicht jeder nimmt das Angebot an. „Manche sagen, dass sie das nicht brauchen, weil sie schon wissen, wie sie mit renitenten Fahrgästen umzugehen haben“, sagt Sabine Müller. „Bei vielen ist das Angebot aber gut angekommen.“

"Leider gibt es keine 100-prozentige Sicherheit"

Die Busfahrer lernen , eindeutige Signale in Gefahrensituationen besser einzuschätzen, sich gegen Angreifer zur Wehr zu setzen oder dem Gegenüber per Körpersprache zu vermitteln, dass man keine Angst vor ihm hat.

Allerdings, und das weiß auch Sabine Müller, schützen all diese Maßnahmen die Busfahrer nur bedingt: „Leider gibt es keine 100-prozentige Sicherheit“, so die Stoag-Sprecherin. Die Meldung, dass in anderen Städten Busfahrer einen Knüppel neben dem Fahrersitz liegen haben, sieht sie sehr kritisch: „Das ist das genaue Gegenteil von Deeskalation.“