Oberhausen. .

Er gehört nicht zu den Leuten, die immer über ihre Heimatstadt meckern. „Ich sehe auch, wenn etwas nicht Ordnung ist, aber dann bringe ich es in Ordnung“, sagt Gerd Lepkes. Und so führt der Kaufmann mit dem milden Blick eines Vaters auf seinen geliebten Sprössling durch Alt-Oberhausen.

Nichts als blühende Heide

Dabei weiß der Mann in den 60ern so ziemlich alles über seine Stadt, die 150 Jahre auf dem Buckel hat. „Früher war hier nur blühende Heidelandschaft“, zeigt er gerade über die 1,4 Kilometer lange Marktstraße. Die erlebte einst selbst blühenden Handel und wie Lepges sagt: „Man kann hier so schön dokumentieren, dass Handel immer was mit Wandel zu tun hat.“ Lepges, rotes Hemd, rote Schuhe, steht als auffälliger Farbtupfer vor seinem Geschäft „Bircks“, in dem Kopfbedeckungen aller Art, Schirme, aber auch in der jecken Zeit Karnevalsartikel verkauft werden. Bircks hielt allem Wandel wie ein Fels in der Brandung stand. Seit 158 Jahren gibt es das Fachgeschäft, 100 Jahre davon am Standort Oberhausen.

Lepges ist also mitten hineingeboren worden in dieses Oberhausen mit seinem Handel und Wandel. Er lässt die Geschichte und was sie mit der Marktstraße machte, Revue passieren. Da war die Weltwirtschaftskrise. Dann die sogenannte Arisierung jüdischer Geschäfte. Im Zweiten Weltkrieg gaben Bomben der Straße den Rest.

Es folgte der Wiederaufbau. In den 50er Jahren „ein Besatz mit vielen Fachgeschäften“, wie Lepges erzählt. In den 70ern fluteten die Filialen die City. Und die nächste große Veränderungswelle rollte in den 90ern mit dem Centro an. Als Folge verschwanden C & A, Peek und Cloppenburg und jetzt auch noch der Kaufhof aus der City. „Daran sieht man, dass so ein Wandel über Jahre geht“, sagt Lepges.

Er führt über die Marktstraße. Vorbei am Frequenzzähler. Bis zu 90 000 Menschen werden auf der Marktstraße pro Woche gezählt. Lepges: „Das ist ganz ordentlich.“ Was denn an Geschäften fehle. Lepges überrascht mit einer gelassenen Akzeptanz, dessen, was ist: „Der Geschäftsbesatz spiegelt die Nachfrage wider. Fakt ist, dass die Oberhausener Bevölkerung nicht über die größte Kaufkraft verfügt.“ OB, das ist immer noch eine Arbeiterstadt.

Boulevard-Charakter

Vorbei geht es am Cafe Bauer. „Das verleiht der Straße einen Boulevard-Charakter“ und „im oberen Teil der Marktstraße könnte man heute ruhig beschränkt Kfz-Verkehr zulassen“. Kehrtwende zur Elsässer Straße. Von den einst drei Kinos hier leuchtet nur noch die Lichtburg.

Einmal um die Ecke schwärmt Gerd Lepges vom Friedensplatz: „Das ist der schönste Platz Oberhausens.“ Der Brunnen auf dem Friedensplatz habe schon einiges mitgemacht, erinnert er daran, wie der Schwan einmal geteert und gefedert wurde. Es geht weiter zum Ebertplatz. Mit Blick auf den alten Bunker dort sagt er schmunzelnd: „Die stammen von dem gleichen Architekten, der auch für den Backstein-Expressionismus zuständig ist.“ Und dann strahlt der Kulturmensch Lepges nur noch. Da ist das Theater mit seiner Hochkultur, ist das Ebertbad. Beide ziehen Menschen von jenseits der Stadtgrenzen an. Und hier ist auch das Stück Platz, das Lepges für den großen Schauspieler Will Quadflieg, jenen berühmten Sohn der Stadt, abtrotzen konnte: der Will-Quadflieg-Platz

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