Oberhausen..

Wolfram Bäumer ist Redaktionsleiter des kleinen, aber feinen Spezialheftes „Die Museums-Eisenbahn“ – Zeitschrift für Kleinbahn-Geschichte“. Der frühere Oberhausener hat sich für die Quartalsausgabe 4/2012 einmal den Museumsbahnsteig (Gleise 4 und 5) des Hauptbahnhofes unserer Stadt vorgeknöpft. Dabei zeigt er sich enttäuscht über die nach seiner Ansicht „fortschreitende Verwahrlosung“ der Ausstellungsstücke. Wörtlich schreibt er:

„Im Jahr 2006 wurde der Bahnsteig der Gleise 4 und 5 zu einem Museumsbahnsteig umgebaut, wobei auch 60.000 Euro Fördermittel aus Oberhausen verwendet wurden. Mit zwei Gießpfannen, Lichteffekten und einer Lok-Wagengruppe aus der Sammlung des LVR-Industriemuseums wurde ein ,künstlerisches Gesamtkonzept’ realisiert.

Aus dem Zusammenhang gerissen

Im Internetauftritt der Stadt heißt es: Der ,… Museumsbahnsteig bildet so eine signalkräftige Kontaktstelle zwischen Industriemuseum und Stadt. Drei Meter hohe Holzskulpturen, die sich auf riesigen Gießpfannen am jeweiligen Ende des ausgedienten Bahnsteigs postiert haben, begrüßen die einfahrenden Züge. Ein außergewöhnliches Kunstwerk kombiniert die Materialitäten von Glas und Stahl. Zwischen diesen markanten Kunstobjekten steht der historische Zug mit Schlackenpfannenwagen.’ Die genannten Objekte haben funktional und historisch mit einer Personenverkehrsanlage herzlich wenig zu tun; auf den technikgeschichtlich Interessierten wirken sie im Hauptbahnhof aus dem Zusammenhang gerissen und unzweckmäßig ausgestellt. Die drei EH-Fahrzeuge bilden weder einen Zug noch eine sinnvolle Rangierabteilung, es sei denn, sie stellten eine Überführungsfahrt zur Ausbesserungswerkstätte nach.“

Die Akzeptanz erscheint Bäumer fragwürdig. Er schreibt: „Der Berichterstatter hat dort bei mehreren Besuchen noch nie Menschen getroffen. Nach sechs Jahren werden auch die konservatorischen Probleme der frei bewitterten Bewahrung historischer Eisenbahnfahrzeuge deutlich und die erwähnten Holzfiguren sind verschwunden. Das LVR-Museum kümmert sich zwar um die periodische Konservierung der Fahrzeuge, für die Reinigung der Anlage ist es aber nur zum kleinen Teil zuständig. Der „Museumsbahnsteig“ ist sicher gut gemeint und aus künstlerischer Sicht vielleicht sogar großartig. Museums-Eisenbahnern mag es an der Sensibilität dafür fehlen, doch aus technischhistorischer Sicht wirkt das alles nur gut gemeint, was bekanntlich das Gegenteil ist von gut gemacht ist.“

Das sagt das Museum zur Kritik

Anette Gantenberg, Pressesprecherin des LVR-Industriemuseums, hat bereits auf die Kritik des Autors geantwortet: „Schade ist es, dass Sie keinen Zugang zu den Kunstinstallationen am Museumsbahnsteig finden. Wir haben von anderer Seite großen Zuspruch zur Installation erfahren.

Wir teilen Ihre Argumentation und Bewertung des Museumsbahnsteigs nicht. Sicherlich ist der Hauptbahnhof ein Personenbahnhof, aber noch heute fahren auch zahlreiche Güterzüge über die dortigen Gleise. In Oberhausen waren Torpedowagen und Schlackenpfannenwagen lange Zeit ein täglicher Anblick auf den Gleisen. Die aufgestellten Fahrzeuge sind sicherlich eine Erinnerung an die frühere Nutzung der Oberhausener Bahngleise.

Da auch von unserem Museumspersonal viele Mitarbeiter den Bahnhof nutzen, können wir Ihnen versichern, dass immer wieder Interessenten die dort aufgestellten Objekte mit Interesse wahrnehmen.

Kinder fragen ihre Eltern nach den Fahrzeugen, Menschen laufen auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig das Zitat ab. Dass Jugendliche, aber auch Erwachsene den Museumsbahnsteig als Treffpunkt nutzen, ist an einem weitgehend öffentlichen Ort sicherlich nicht verwerflich. Auch ist der Bahnhof ein Durchgangsort, in den der Museumsbahnsteig integriert ist. Er ist natürlich keine klassische Ausstellung zur Eisenbahngeschichte und will es auch gar nicht sein.

Was die Sauberkeit angeht, so ist das Museum hierfür nur für einen kleinen Teil zuständig; jedoch ist auch für uns der Reinigungszustand nicht zufriedenstellend.“