Oberhausen.. Am Fuß der Knappenhalde finden sich zahlreiche Arbeiten verschiedener Künstler. Die Werke erinnern an die Zeit der Industrialisierung.
Eine gute Viertelstunde geht es auf dem Waldweg bergauf. Dann nur noch 46 Stufen und es ist geschafft. Vom Aussichtsturm der höchsten Erhebung der Stadt, der Knappenhalde, bietet sich ein Blick weit über die Stadtgrenzern hinaus: Da drüben sind die Mülheimer City-Hochhäuser deutlich zu sehen, dort erhebt sich die Halde Haniel, ganz hinten liegt Gelsenkirchen „und manchmal ist sogar der Funkturm am Düsseldorfer Landtag zu erkennen“, erklärt Ingo Dämgen. Der Geograf und Gästeführer hat sich mit 20 Sozialdemokraten vom Ortsverein Oberhausen Ost auf den Weg gemacht, die Knappenhalde zu erkunden. Ein Weg, der sowohl aus industriegeschichtlicher als auch kultureller Sicht interessant ist.
Die Halde, eine Bodenerhebung, auf die einst Schlacke und nach dem Zweiten Weltkrieg Trümmer aufgeschüttet wurden, gehöre zu den Orten, die zwar vom Namen her bekannt, aber nur von wenigen tatsächlich aufgesucht würden, sagt Dämgen. „Gelegentlich überrascht man mal ein junges Liebespaar auf dem Aussichtsturm.“
Die erste Schachtanlage
Am Fuße der Halde stand einst die erste Schachtanlage der Gutehoffnungshütte. Zum Kohlenabbau kamen später Kokerei, Stahlwerk, Hüttenwerk und die Stadtwerke hinzu. Arbeit für zigtausende von Menschen. An diese Zeit erinnern die schweren Steinstützen, an denen einst die Taue der Kohlenseilbahn befestigt waren. Im Rahmen einer Aktion wurden einige vor Jahren mal mit roten Steinen eingefasst. Erinnerung an die alten Zechen- und Schwerindustriezeiten.
Es geht weiter in Richtung Eisenbahntrasse. Das Grün der Bäume und Sträucher wird jäh vom gelb gestrichenen Eingang eines alten Bunkers unterbrochen. Kurz darauf, am Wegesrand, versteckt unter Bodenranken, weist Dämgen auf kleine schwarze Figuren hin, die aus dem Boden hervorschauen. „Schreiende Köpfe“, nennt er sie. 2004 etwa wurden sie im Rahmen eines Stadtförderprojekts aufgestellt. „Das sind aber nur noch Reste. Da waren mal viel mehr. Viele sind wohl mittlerweile so von Unkraut überwuchert, dass man sie nicht mehr findet.“
Ursprung des Namens "Oberhausen"
Eine S-Bahn saust vorbei und gibt Dämgen Gelegenheit zu einer weiteren Erklärung: Den Namen Oberhausen erhielt die junge Gemeinde vom 1847 angelegten gleichnamigen Bahnhof (seinerzeit erster Bahnhof der Gemeinde Borbeck) an der Cöln-Mindener Eisenbahn. Ihm fällt noch ein anderer Bezug ein: „Oberhausen hätte man auch Eisenhüttenstadt nennen können.“ Jeder Dritte habe mal hier von der GHH gelebt, direkt oder indirekt.
Kurz bevor es rauf auf die Halde geht, fällt der Blick noch auf ein anderes Kunstwerk: „Durchblick“, heißt es. Sein Schöpfer ist der Mülheimer Kuno Lange. Aufgestellt wurde es in den 90er Jahren. Beim näheren Herangehen werden die Dimensionen der aus zwei Teilen bestehenden Arbeit deutlich: Höhe vier Meter, Breite sechs Meter, Tiefe 1,5 Meter, lackierter Stahl.
Mosaike aus Ziegelsteinen
„Der Zwischenraum soll einen Krieger darstellen. Da ist allerdings viel Fantasie gefragt“, meint der Gästeführer. Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich Sprayer auf dem Kunstwerk verewigt. Sträucher und Bäume wetteifern darum, bald auch vier Meter hoch zu sein.
Auf dem weiteren Weg nach oben pflastert Kunst den Weg, und das im wahrsten Sinne des Wortes: Ziegelsteine sind zu Mosaiken verlegt worden, die geometrische Figuren bilden. Wie bei den Köpfen, den eingefassten Pfeilern der Kohleseilbahn oder dem Durchblick, auch hier verwendeten die Künstler Material, das auf die Industrialisierung verweist.
Noch eine Biegung, dann stehen Dämgen und seine Gäste auf der Halde, noch 46 Stufen bis zur Aussichtsplattform und es ist geschafft: Panoramablick.
Ach ja: Verliebte wurden übrigens nicht überrascht.