Oberhausen. . Das Ausbildungslabor des Oxea-Werks lud junge Menschen zum Infotag.Das Unternehmen bietet Lehrstellen in fünf Berufen an
Weiße Kittel, Schutzbrillen und sprudelnde Flüssigkeiten hinter Sicherheitsglas – als Sascha Becker (16) und seine Eltern das Labor betreten, schauen sie sich erst einmal schüchtern um. Wo sollen sie da anfangen? An fünf Stationen stehen angehende Chemielaboranten bereit und warten darauf, die Neugierigen in ihr Tun einzuweihen.
Anlass für die Familie hierher, in das Ausbildungslabor des Oxea Werkes Ruhrchemie, zu kommen, war am Samstag der „Informationstag der Ausbildung“. Schüler und Studenten konnten den Lehrlingen an Werkbänken und Labortischen über die Schulter schauen, Fragen stellen und hinter die Fassade des Konzerns schauen. Derzeit bildet Oxea in fünf Berufen aus: Industriekaufmann, Industriemechaniker, Elektroniker, Chemiekant und Chemielaborant.
1750 Bewerbungen auf 30 Plätze
Für letzteren interessiert sich auch Sascha Becker, der extra aus Wesel gekommen ist. Er will hier überprüfen, ob die Arbeit im Labor wirklich seinen Vorstellungen entspricht. Ein Vorhaben, das Gerald Mosel (52), Ausbildungsleiter der Ruhrchemie, nur gutheißen kann: „Wir erleben in Bewerbungsgesprächen immer wieder, dass die Jugendlichen gar nicht genau wissen, was zu ihrem angestrebten Beruf dazu gehört.“ Um dem entgegen zu wirken, setzt Oxea also auf ausführliche Informationen – am besten auf Augenhöhe, weshalb die Beratung an diesem Tag hauptsächlich von Auszubildenden im ersten bis dritten Lehrjahr erfolgt. Auch praktisch stehen sie den Interessierten zur Seite: Man kann Seife pressen, ein Geschicklichkeitsspiel aus Draht bauen oder die Dichte einer Flüssigkeit messen.
Werbung in diesem Maße hat der Chemiekonzern aber eigentlich gar nicht nötig: Im letzten Jahr kamen auf 30 Lehrstellen 1750 Bewerbungen. Aufgrund des Abiturdoppeljahrgangs dürften es 2013 noch mehr werden. Gerald Mosel beobachtet folgendes: „Es strömen immer mehr Abiturienten auf den Ausbildungsmarkt und verdrängen so teilweise die Realschüler. Außerdem bewerben sich auch immer mehr Studienabbrecher bei uns.“
Gute Übernahmechancen
Eine von ihnen ist auch Margarete Herzog, die sich nach vier Semestern Chemie-Studium für eine Ausbildung zur Chemielaborantin bei Oxea entschied und nun im zweiten Lehrjahr ist. „Es gefällt mir hier besser als im Studium, denn es ist praxisorientierter“, sagt die 25-Jährige. Außerdem schätzt sie die berufliche Sicherheit, was durchaus berechtigt ist, da Oxea bedarfsorientiert ausbildet. Gerald Mosel erklärt: „In den nächsten zehn Jahren werden etwa 30 Prozent unserer Beschäftigten in die Altersrente gehen.“ Die Übernahmechancen stehen für Margarete und ihre Mitstreiter also allem Anschein nach gut – eine richtige Garantie gibt es jedoch nicht.
Sascha Becker ist nach Margaretes Beratung sehr angetan. Als Junge gehört der 16-Jährige damit allerdings – zum Bedauern des Ausbildungsleiters – zum Großteil der Interessierten: Er ist männlich. „Bei unseren Auszubildenden besteht insgesamt ein Verhältnis von 30 zu 70 zugunsten der Männer“, berichtet Mosel. Und das, obwohl der Konzern gerade in typischen Männerberufe wie dem Elektroniker und Industriemechaniker gerne mehr Mädchen sehen würde. Diese bevorzugen aber weiterhin den kaufmännischen Bereich.
Dass es auch anders geht, zeigt Sarah Laufenburg (19), die einzige angehende Industriemechanikerin im Betrieb: „Ich habe Mädchen beraten, die eigentlich zu unserem Chemikanten wollten - aber da sind sie dann gar nicht mehr hingegangen.“ Vielleicht ist die 19-Jährige ja schon bald nicht mehr alleine.