Oberhausen. . Gebt den Kindern das Kommando: Der Nachwuchs schmeißt den Hostel-Alltag. Jobs gibt’s in der Küche, an der Theke, im Service und Laden

Ein wenig unsicher balanciert die Kellnerin das volle Wasserglas zum Tisch in den Biergarten. Hier und da schwappt das Wasser ein wenig über, aber das darf ober schon mal vorkommen, die Gäste stört es nicht. Der Action-Guide führte am Sonntag Kinder und Jugendliche von zehn bis 13 Jahren ins Hostel Veritas an der Essener Straße und ließ sie fünf Stunden lang, von elf bis 16 Uhr, die Aufgaben der Großen übernehmen.

Die Jugend hat das Sagen

Im Hostel Veritas hat an diesem Tag die Jugend das Sagen. Geschäftsführerin Christina Antwerpen überlässt 18 Schülern Küche, Theke und Service. Sie kochen selber, bedienen die Gäste und verkaufen Kunst im hausinternen Laden. Die Mitarbeiter freuen sich über die kleine Auslastung. „Sie machen ihre Sache echt gut“, lobt Kirsten Fey, Studentin und Hilfskraft, die Meute. Die hat auch sichtlich Spaß an ihrem Job. Die Schüler gehen in ihren Rollen auf, wie die 10-jährige Julia, die sich für die Küche entschieden hat: „Ich möchte gerne richtig kochen können.“ Auf der Speisekarte stehen Currywurst mit Pommes, Schnitzel und Burger. Bei der Aktion mache sie gerne mit: „Jetzt können wir mal lernen wie die Arbeit in einem Hostel so ist.“

Marcel, Jonas und Cem entscheiden sich freiwillig für den Laden des Hostels. Echte Verkaufstalente wie sich schnell herausstellt. „Haben Sie Ohrlöcher?“ Fragt Cem die eintretende Kundin. „Wir haben hier nämlich wunderschöne Filzohrringe.“ Der 13-Jährige weiß schon, wie er die Hostelgäste um den Finger wickelt, wie auch Marcel: „Ich finde es richtig gut, dass uns die Leute hier was zutrauen.“

Katharina steht schon der Schweiß auf der Stirn. Sie arbeitet nämlich hinter der Theke und da muss es schnell gehen: „Ich kellner gerne, aber es ist schon schwierig die Getränke den richtigen Tassen zuzuordnen.“ Am Liebsten schenkt sie Cola aus. „Das ist einfach.“ Nicht ganz so einfach hat es heute der Service. Die Sonne strahlt, der Biergarten des Hostels füllt sich rasch und die Kellner haben viel zu tun. Die Gäste beklagen sich nicht. „Man merkt gar nicht, dass heute die Kinder das Sagen haben. Das Essen schmeckt richtig gut“, sagt Gast Detlef Wupperfürth. Mit einem Augenzwinkern verrät er: Seine Tochter Ronja ist ebenfalls unter den Servicekräften. Die Aktion des Action-Guides gefalle ihm gut. Seine Kinder gehören zu den Wiederholungstätern: „Ronja hat schon im letzten Jahr hier mitgemacht.“

Mitarbeiter stehen für Fragen bereit

Das hört Mitarbeiterin Kirsten oft. Denn das Projekt „Gebt den Kindern das Kommando, denn sie wissen genau was sie tun“ findet nicht zum ersten Mal statt. „Seit fünf Jahren sind wir mit dabei und jedes Jahr sind wir und die Kinder begeistert von der Aktion.“ Die Mitarbeiter stehen die gesamte Zeit für Fragen und Hilfestellungen bereit. Auch Kirsten Fey bleibt in der Nähe. „Die meisten Fragen drehen sich um die Preisliste oder Benimmregeln.“ Von welcher Seite reicht der Kellner das Glas? Und wie war das mit dem Anfassen von Gläsern noch mal?

Ärger mit kaputtem Geschirr habe das Hostel nicht. „Es geht nicht mehr zu Bruch als an jedem anderen Tag.“ Das bestärkt das 18-köpfige Team, sogar so sehr, dass einige gleich da bleiben möchten. Manche informieren sich, ob sie nicht ins Hostelgeschäft einsteigen könnten. „Wir raten ihnen, mit 16 Jahren noch mal anzufragen“, lacht die 27-Jährige.