Oberhausen. Bereits mehr als 300 Geschädigte gibt es durch das manipulierte Bezahlterminal im Oberhausener Schuhcenter Siemes. Die Polizei rechnet jedoch mit insgesamt 400 bis 500 Opfern. Weil sie in Urlaub sind, haben viele Betroffene möglicherweise ihren Schaden noch gar nicht bemerkt.

Seit Ende Juli bekannt wurde, dass im Sterkrader Schuhcenter Siemes Kriminelle den Bezahlterminal manipuliert und Kontodaten von Kunden ausgespäht hatten, haben sich schon über 300 Geschädigte bei der Oberhausener Polizei gemeldet. Und Polizeisprecher Uwe Weighardt geht davon aus, dass es insgesamt wohl 400 bis 500 werden: „Wir sind im Mittelblock der Ferien – einige, die noch im Urlaub sind, haben unter Umständen noch gar nichts bemerkt.“

Obwohl noch mit ihrer Familie im Urlaub, hat NRZ-Leserin Claudia S. (Name ist der Redaktion bekannt) schon erfahren, dass auch sie zu den Geschädigten gehört: Sie hatte sich die Zeitung in den Urlaub nachsenden lassen und dadurch von dem Hacker-Angriff auf das Schuh-Center erfahren, in dem sie kurz vor Urlaubsantritt noch Schuhe für ihre Kinder gekauft hatte. Insgesamt vier Mal haben sich die Kriminellen innerhalb kürzester Zeit von ihrem Konto bedient, hat die Nachfrage bei ihrem Kreditinstitut ergeben: Mal waren’s rund 150, mal rund 350, insgesamt etwa 1000 Euro.

Geschädigte Kunden bekommen Schaden ersetzt

Nach dem Urlaub wird sie mit dem Kontoauszug zur Polizei gehen und die Liste der Geschädigten noch etwas verlängern. Dass sie auf ihrem Schaden sitzen bleibt, muss die 43-Jährige immerhin nicht befürchten: „Geschädigte Kunden kriegen ihren Schaden in jedem Fall vollständig ersetzt“, versichert Steffen Steudel, ein Sprecher der „Deutschen Kreditwirtschaft“. In der Regel geschehe das innerhalb von höchstens drei bis vier Wochen. Die vom Skimming betroffenen Karten würden eingezogen und ausgetauscht – bei den meisten Kreditinstituten kostenlos für den Kunden.

Automatisch gesperrt würden die betroffenen Karten übrigens nicht, erklärt Steudel. Hintergrund: Man wolle die Karteninhaber – die derzeit möglicherweise noch ahnungslos in Spanien oder Italien in der Sonne liegen – nicht in die Bredouille zu bringen, wenn’s plötzlich kein Geld mehr am Automaten gibt. Bekannt seien die ausgespähten Karten aber schon. Verdächtige Abbuchungen würden von diesen Konten nicht ausgeführt.

Abbuchungen erfolgen aus Ländern außerhalb Europas

Die unrechtmäßigen Abbuchungen erfolgten ausnahmslos von Ländern außerhalb Europas, nur aus wenigen Ländern, in denen Finanztransaktionen per Magnetstreifen noch möglich seien, erklärt der Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft. Innerhalb Europas gebe es nur noch Transaktionen per Chip.

Die Abbuchungen im Oberhausener Skimming-Fall, in dem die Hacker Dubletten der Magnetstreifen-Karten erstellt hatten, erfolgten etwa von Kolumbien und Japan aus. Die abgebuchten Beträge lagen zwischen 90 und 4300 Euro: „in rund zehn Prozent der Fälle unter 500 Euro, in 90 Prozent darüber“, sagt Polizeisprecher Uwe Weighardt.

Auch wenn sie ihren Schaden ersetzt bekommen wird: NRZ -Leserin Claudia S. ist der Spaß am bargeldlosen Einkauf vorerst vergangen: „Ich werde sowas zukünftig lieber wieder in bar bezahlen.“