Oberhausen. . Chirurgen an der Helios St. Elisabeth Klinik behandeln 54-Jährige mit schwerem Bauchwandbruch. Patientin musste für Eingriff 80 Kilo abnehmen

Sechs Jahre lang lebte die Holländerin Geertien Scheffers-Abring mit einem unbehandelten Bauchwandbruch, der ihren Alltag zur Qual werden ließ. Die Ursache: Nach einer Darm-Operation 2006 bricht die Narbe unter der Haut wieder auf. Es bildet sich ein Bauchsack, der ihr bis zu den Knien reicht. Jahrelang wagen sich die Ärzte, die sie aufsucht, nicht an den für die 54-Jährige lebenswichtigen Eingriff. Auf Empfehlung kommt sie schließlich an die Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen. Doch auch für die dortigen Spezialisten ist der Eingriff eine große Herausforderung.

Zunächst nur eine Beule am Bauch

Es ist ein Routineeingriff, der Geertien Scheffers-Abrings Leben 2006 verändert. Ein Riss im Darm soll in einer holländischen Klinik operativ versorgt werden, doch der Heilungsprozess nach der OP gerät ins Stocken. Wochen später fühlt sie eine ungewöhnliche Beule am Bauch. Zurück im Krankenhaus stellen die Ärzte einen inneren Narbenbruch, eine sogenannte Hernie, fest und operieren erneut.

Als die Chirurgen den Bauch öffnen, wird das Ausmaß deutlich: Der gesamte Darm befindet sich bereits außerhalb des Bauchraums, die Bruchstelle ist außergewöhnlich groß. Sie brechen den Eingriff ab und sagen, dass sie Geertien Scheffers-Abring vor Ort nicht helfen können. Das Paar kehrt nach Hause zurück, mit einer Hernie, die täglich wächst.

Alltag wird immer mehr zur Tortur

„Ich hatte zwar kaum Schmerzen, aber mein Bauch wölbte sich so sehr, dass er mir bis zu den Knien reichte“, erinnert sich die Holländerin. Irgendwann muss ihr Mann das herausquellende Innere – den 12 Meter langen Darm – jeden Tag wieder durch die Bauchwandöffnung zurückschieben. „Es fühlte sich an wie Gummi und war schon ein bisschen seltsam, aber sie hätte ohne meine Hilfe gar nicht mehr verdauen können“, erzählt Bertus Scheffers. Der Alltag wird für beide zur Tortur, doch kein Arzt, den das Ehepaar um Rat fragt, kann weiterhelfen. Von Freunden bekommen sie schließlich den Tipp, es in Oberhausen zu probieren.

In der Helios St. Elisabeth Klinik werden Hernien-Patienten schon jahrelang in einem Kompetenzzentrum unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Mike Ralf Langenbach versorgt: „Der Fall von Frau Scheffers-Abring war aber selbst für uns alles andere als Routine. Nach eingehenden Gesprächen und den Voruntersuchungen entschieden wir uns schließlich für die Operation.“ Vorher muss Geertien Scheffers-Abring allerdings noch eine Hürde nehmen: Sie wiegt mehr als 160 Kilo und muss für die Behandlung an Gewicht verlieren. Rund ein Jahr dauert es, bis sie mit Hilfe eines Magenbypasses ganze 80 Kilo abnimmt.

Kunststoffnetz statt Bauchwand

Damit steht dem aufwendigen Eingriff nichts mehr im Wege. „Wir haben den Bruchsack geöffnet und abgetragen. Dabei mussten wir den bereits verwachsenen Darm vorsichtig herauslösen und zurückverlegen“, erzählt Dr. Langenbach. Im Anschluss platzieren die Ärzte ein Kunststoffnetz als Ersatz für die Bauchwand und fixieren das Ganze mit Schrauben.

Die überschüssige Haut wird entfernt, der Bauch gestrafft und vernäht. „Nach dem Aufwachen wollte ich mir das Ergebnis am liebsten sofort im Spiegel anschauen, aber da waren noch die Verbände im Weg“, berichtet Geertien Scheffers-Abring. Mittlerweile ist die Wunde verheilt und die Patientin überglücklich. „Es ist für mich wie ein neues Leben, ich bin den Ärzten so dankbar.“

Ein weiterer Erfolg für die Patientin: Trotz der Behandlung im Ausland übernimmt ihre niederländische Krankenversicherung die Kosten für den Eingriff. Die Nachsorge der Operation erfolgt dann auch wieder in ihrer Heimat. Für Geertien Scheffers-Abring steht allerdings fest: „Ich würde mich jederzeit wieder bei unseren Nachbarn in Deutschland unters Messer legen.“

Brüche müssen behandelt werden

Unser Bauchfell erstreckt sich über rund zwei Quadratmeter. Es umhüllt die meisten unserer inneren Organe, etwa Magen, Darm, Blase und Zwerchfell wie eine Schutzwand.

Wird es beschädigt, etwa bei einem Eingriff im Bauchraum, ist das vernarbte Gewebe sehr viel anfälliger für Brüche, die sogenannten Hernien. Im Grunde kaum schmerzhaft, müssen sie dennoch schnellstmöglich behandelt werden, da die Organe sich unter dem entstandenen Loch massiv verschieben.

Mögliche Folgen, wenn nicht behandelt wird: tödliche Darmverschlüsse oder absterbendes Gewebe.