Oberhausen. . Es wird immer wieder kritisiert, dass ein Großteil Teil der Häuser in der City verkommt. Die WAZ entdeckte ein Haus, in dem sich im Keller Ratten und Schmeißfliegen tummeln und auf dem Dachboden angeblich Kakerlaken.

Etliche Wohnungen in der Oberhausener Innenstadt sollen in einem schlechten Zustand sein. City-Manger Franz Muckel wird nicht müde, das zu betonen. Beklagt wird also immer wieder - und nicht nur von Muckel - wie heruntergekommen ein Teil der Immobilien sei. Aber wie sieht es in den Gebäuden denn nun aus? Mieter eines Hauses in der City ließen der WAZ-Redaktion Fotos und Informationen zukommen.

Da sieht man ein vergammeltes Treppenhaus. Abgeschabte Bodenfarbe. Schmutzige Fenster. Da öffnet sich eine weiß gestrichene Tür zum Keller. Und sofort schwirrt ein Schwarm dicker schwarzer Schmeißfliegen ins Treppenhaus. Viele der fetten Brummer bleiben auch einfach an der Innenseite der Tür sitzen. Im Keller ist es duster. Überall stehen Rattenköderfallen. In einem Raum geht man über einen dicken Teppich aus frischem Rattenkot. In den einzelnen Kellerräumen gammelt Sperrmüll vor sich hin.

"Der Dachboden ist voller Kakerlaken"

Die Bewohner sagen: „Es riecht eklig, nach Verwesung und Urin.“ „Der ganze Keller ist voller Schmeißfliegen, wahrscheinlich wegen der toten Ratten, die ja irgendwo zwischen dem Müll herumliegen müssen.“

Die Ratten seien nicht nur im Keller, auch auf dem Hof und oft genug im Treppenhaus. „Sie hatten Löcher in die Mülltonnen gefressen, die auf dem Hof stehen, aber durchs Treppenhaus zur Straße gezogen werden müssen“, sagen die Leute. Dabei seien immer wieder Tiere im Flur aus den Tonnen gesprungen. Die Tonnen wurden mittlerweile ausgetauscht. Doch die Ratten sollen nicht die einzigen unliebsamen Haustiere der Mieter sein. „Der Dachboden ist voller Kakerlaken“, sagen die Leute. Nachts höre man deren Gekrabbel. Auch in einem Küchenschrank im Haus sei so ein Insekt schon entdeckt worden. Selbst im Hof, in dem ebenfalls Sperrmüll herumsteht, sollen diese Krabbeltiere leben.

Kakerlaken-Fallen aufgestellt

Der Besitzer des Nachbarhauses bestätigt: „Wir haben bei uns im Hof Kakerlaken-Fallen aufgestellt.“ Er ärgert sich über das Anwesen nebenan, über den Müll auf dem Hof dort, denn „bei uns ist alles picobello“, sagt er.

Völlig aus den Wolken fällt der Eigentümer der betroffenen Immobilie, als er mit den Vorwürfen konfrontiert wird. Er spielt den Ball sofort an Stadt und Mieter zurück. „Wir haben ein Rattenproblem in der Innenstadt, da muss die Stadt was machen“, fordert der Mann. Aber das Ordnungsamt arbeite nur mit einem Schädlingsbekämpfer zusammen. „Das ist zu wenig“, findet der Vermieter. Er selbst habe einen Maßnahmenkatalog erstellt, um die Tiere aus dem Haus zu bekommen. Die Mieter seien darüber informiert worden. Er habe die Fallen aufstellen lassen. „Der Revisionsschacht wurde verschlossen, damit die Ratten darüber nicht mehr in den Keller gelangen können.“ Und die Kellerfenster? Mindestens eines ist geöffnet. „Die sollen auch noch verschlossen werden“, sagt der Oberhausener. Und: „Den Sperrmüll im Keller hätte ich längst abtransportieren lassen, wenn die Mieter mal gesagt hätten, wem was gehört und ob das weg kann.“

Problem mit den Mietern

Überhaupt habe er auch ein großes Problem mit den Mietern. „Die kümmern sich um nichts, lassen alles verkommen, warum soll ich da investieren“, fragt er sich. „Sie schmeißen ihren Müll auf den Hof, lassen die Mülltonnen im Treppenhaus stehen“, wirft er ihnen weiter vor. Und von den Kakerlaken habe er noch kein Wort gehört.

Wenn die Mieter so schlimm seien, warum habe er sich dann nicht andere Leute ausgesucht? „In Oberhausen stehen 5000 Wohnungen leer, da kann man sich die Mieter nicht mehr aussuchen“, sagt der Mann. Er vermiete seit 25 Jahren Wohnungen, dabei habe er zudem erfahren: „Man kann den Leuten immer nur vor den Kopf gucken.“ Aber: In seinen Häusern in einem anderen Stadtviertel gebe es überhaupt keine Probleme.

"Bei Vermietern und Mietern mangelt es mir an sozialem Miteinander" 
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© Getty Images

Franz Muckel, der natürlich zu dem Einzelfall nichts sagen kann, zumal er das Haus nicht kennt, moniert grundsätzlich: „Manche Eigentümer sagen sich, ich hole aus meinem Haus alles raus, was raus zu holen ist und investiere nicht.“ Es gebe eine ganze Menge Immobilienbesitzer, die über Jahrzehnte hinweg nichts gemacht, einfach abgewartet hätten. Muckel schiebt den schwarzen Peter aber nicht nur den Vermietern zu. „Bei Vermietern und Mietern mangelt es mir an sozialem Miteinander“, sagt er.

Außerdem gebe es in der Innenstadt neben den Gammelhäusern auch interessanten und gepflegten Wohnraum und der ließe sich gut vermieten. Wie die Wohnungen im neu geschaffenen Pacelli-Quartier. Tiptop in Ordnung seien auch die Wohnungen über dem Cafe Extrablatt, über dem Schuhgeschäft Klauser oder die von Gerd Lepges (Bircks Hüte und Schirme). Zu sagen, ich finde keine Mieter und die nicht zu finden, weil man nicht investiert, sei eine Schleife, aus der ein Vermieter selbst herauskommen müsse.

Gefahrenabwehr

Regelrecht empört ist Ordnungsamtsleiter Horst Ohletz über die Äußerung des Vermieters, die Stadt tue nicht genug gegen Ratten. „Ich weiß nicht, woher der Eigentümer diese Weisheit nimmt“, fragt sich Ohletz. Die Stadt arbeite mit einer Firma zusammen, die Ratten bekämpfe. Die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen hätten einen eigenen Schädlingsbekämpfer für ihre Kanäle. Ohletz: „Wenn uns gemeldet wird, dass irgendwo Ratten sind, werden dort Fallen aufgestellt.“ Allerdings ist die Stadt nur für Außenbereiche zuständig. In Häusern müssen die Eigentümer selbst aktiv werden.

Gleiches gilt für die Kakerlaken. „Wir sind eine Behörde der Gefahrenabwehr“, erklärt Ohletz. Kakerlaken seien eklig. Ratten als Krankheitsüberträger gefährlich.

Übrigens: Es wird auch immer wieder moniert, dass durch den miserablen Wohnungsbestand in der City überproportional viele Hartz-IV-Empfänger wohnen. Doch zum Glück müssen in unserem Sozialstaat auch Menschen, die aus welchem Grund auch immer nicht arbeiten, deshalb noch lange keine „Löcher“ von Wohnungen akzeptieren. Josef Vogt, Sprecher der Jobcenters, sagt: „Grundsätzlich besteht freie Wohnungswahl.“ Allerdings müssten Umzugs- und Renovierungskosten beantragt werden, sollten diese anfallen. Herrschten in einem Haus Zustände wie die geschilderten, würde ein Ermittlungsdienst sich das ansehen. Und dann würde auch einem Umzug zugestimmt.