Oberhausen. . Die meisten Schulanfänger haben keine großen Probleme mit dem Schulbeginn. Psychologe rät, faule Schüler zur Not auch mal mit Strafen zu besseren Leistungen zu motivieren
Wenn am Dienstag, 21. August, die Sommerferien in Nordrhein-Westfalen enden, startet auch für die Schüler in Oberhausen das neue Schuljahr - und für manche sogar ein neuer Lebensabschnitt. Denn viele Schüler haben mit dem Sommer auf eine weiterführende Schule gewechselt, einige werden eingeschult. Ein großer Schritt. Wir haben deshalb mit Dr. Karl Landscheidt, Diplom-Psychologe und Mitarbeiter der regionalen Schulberatung der Stadt Oberhausen gesprochen und uns von ihm erklären lassen, wie Eltern ihren Kindern zu einem guten Start in die Schule verhelfen und sie zu guten Leistungen motivieren können.
Herr Landscheidt, müssen Eltern sich Sorgen machen, dass ihr Kind den Schulwechsel oder den Einstieg in das Schulleben nicht verkraftet?
Aber nein. Für die allermeisten Kinder ist die Schule ein angenehmer Ort. Dort haben sie all ihre Freunde. Weniger als ein Prozent der Kinder bekommen so große Probleme, dass sie zu uns in die Beratungsstelle kommen. Eltern müssen die Kinder also nicht extra auf die Schule vorbereiten.
Ist das komplett neue soziale Umfeld kein Problem für die Schüler?
Kinder haben neuen Menschen gegenüber keine Vorbehalte wie wir Erwachsenen. Sie gehen einfach aufeinander zu. Nach wenigen Tagen haben sie neue Freunde gefunden und kommen gut zurecht. Außerdem machen die Schulen in diesem Bereich mittlerweile sehr gute Arbeit und helfen den Kindern, sich zu integrieren.
Also gibt es gar keine Probleme?
Bei den Kindern, die neu eingeschult werden, kann es schon mal zu Trennungsproblemen von den Eltern kommen. Einige Kinder haben anfangs ein ungutes Gefühl dabei, die Eltern länger zu verlassen.
Wie reagieren Eltern dann am besten?
Da muss man, leider, hart bleiben. Es nützt nichts, dem Kind entgegen zu kommen und es mal für einen Tag nicht in Schule zu schicken. Ängste kann man am besten bekämpfen, in dem man sich ihnen aussetzt. Eltern sollten ihrem Kind deshalb klar machen, dass es mit der Trennung fertig werden muss. Wenn Kinder merken, dass sie allemal in die Schule müssen, dann kommen sie mit der Situation auch schnell klar.
Gibt es weitere Möglichkeiten für Eltern ihren Kindern den Einstieg zu erleichtern?
Es ist wichtig, ihnen den Wert des Lernens aufzuzeigen. Man sollte ihnen vermitteln, dass Schule etwas Wichtiges ist, denn Kinder übernehmen diese Bewertung oft von den Eltern. Und vor allem sollte die Motivation ständig erfolgen und nicht für eine Arbeit im Halbjahr. Auch der Lernanreiz über Geld ist nicht ganz falsch. Allerdings kann es da schon mal zu Neid bei den Mitschülern kommen. Auch deshalb: Die beste Motivation sind ständige Zuwendung, Freude und Begeisterung über gute schulische Leistungen.
Macht es ab und zu auch mal Sinn, das Kind für schlechte Leistungen zu bestrafen?
Strafen für eine schlechte Klassenarbeit auszusprechen - das hilft dem Kind nicht. Dann wächst die Angst vor weiteren schlechten Leistungen, eine Angst, die das Kind dann hemmt. Strafen für zu wenig Lernen, zu wenig Anstrengung hingegen können helfen. Wenn sie, zum Beispiel, einem Kind sagen, dass es draußen spielen darf, wenn es seine Vokabeln lernt und es das nicht macht, dann muss es eben drinnen bleiben. Stellen sie aber immer sicher, dass sie die Lernleistung auch kontrollieren können. Es nützt nichts, dem Kind einfach eine Aufgabe zu geben und diese dann nicht zu überprüfen.
Müssen Eltern bei Strafen nicht vorsichtig sein?
Nein. Mal eine Strafe auszusprechen ist genauso wenig schädlich, wie dem Kind dann und wann bei den Hausaufgaben zu helfen - so lange Eltern nicht zum Vorsager werden.
Eltern sollten also auf ihren Instinkt hören und nicht zu viel Angst davor haben, beim Schulstart des Kindes etwas falsch zu machen?
Genau. Es gibt allgemein einen weiten Bereich, in dem Eltern bei der schulischen Erziehung nicht viel falsch machen können. Sie sollten sich das einfach trauen.