Oberhausen. . Das Geschäft von „Küchen Horstmann“ hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Der Handel im Internet berührt das Sterkrader Unternehmen bisher noch nicht
Eigentlich wollte Mario Behmer gar nicht Nachfolger seines Vaters als Geschäftsführer von „Küchen Horstmann“ werden, sondern Arzt. Nach einer Ausbildung zum Krankenpfleger im St.-Josef-Hospital holte der heute 34-Jährige sein Abitur nach und begann ein Medizinstudium in Essen. Doch alles kam ein wenig anders.
Während des Studiums rutschte Behmer langsam in die Arbeit im Betrieb, kümmerte sich zunächst um EDV und Werbung. 2007 entschied er sich dann endgültig für die Firma seiner Eltern. „Die Arbeit ist sehr vielfältig. Ich kümmere mich um Marketing und den Einkauf, berate Kunden in der Ausstellung. Kein Tag ist wie der andere“, sagt Behmer.
Mit seiner Entscheidung war die Nachfolge im Betrieb geregelt, denn: „Küchen Horstmann“ ist ein echter Familienbetrieb. Behmers Mutter Christa kümmert sich um die Büroarbeiten, Vater Herbert ist weiterhin Mitgeschäftsführer und hilft dem Sohn bei der Einarbeitung. 14 weitere Mitarbeiter, hauptsächlich Schreiner und Verkäufer, sind im Küchenstudio beschäftigt.
Horstmann ohne Horstmann
Herbert Behmer fing dort vor über 40 Jahren als Azubi an, mauserte sich mit den Jahren aber zum wichtigsten Mitarbeiter von Alt-Eigentümer Otto-Peter Horstmann und wurde schließlich Mitinhaber. Als Horstmann 2006 verstarb, wurde Herbert Behmer zum alleinigen Inhaber. Der Name des Geschäfts änderte sich nicht: „Der Name ‘Horstmann’ ist eine echte Marke“, meint Mario Behmer. Trotz Werbung im Radio und Anzeigen kämen die meisten Kunden immer noch über Empfehlungen.
Seit 1898 hat die Firma ihren Sitz an der Steinbrinkstraße in Sterkrade. Ein Lager befindet sich an der Waldteichstraße. Das Geschäft laufe gut: „Das Internet kann uns nicht wirklich zusetzen. Schließlich ist der Küchenbau besonders beratungsintensiv.“ Trotzdem habe sich vieles verändert. Während es vor 30 Jahren möglich war, ein und dieselbe Küche gleich im Dutzend abzusetzen, haben die Kunden mittlerweile speziellere Wünsche.
„Die Küche ist heute ein Lifestyle-Objekt. Die Optik spielt eine große Rolle“, erklärt Behmer. Der Kunde wolle es schön zu Hause haben und mache sich viele Gedanken über das Aussehen der eigenen Küche. Da komme es auch vor, dass Kunden mit einer abfotografierten Szene aus einer Einrichtungs-Fernsehsendung in die Ausstellung kommen, um sich eine Küche nachbauen zu lassen. Um am Puls der Zeit zu bleiben, wurde die Ausstellung zudem in den vergangenen fünf Jahren umgebaut und ein wenig vergrößert.
Showkochen mit dem Induktionsherd
Trotzdem gibt es nur noch 50 Küchen in der Ausstellung. Vor einigen Jahren waren es rund 120. Die Kunden wollen heutzutage lieber ganze Raumkonzepte sehen, als nur Haufen schnöder Schränke und Platten, meint Behmer. Das Showkochen, bei dem erfahrene Köche den Kunden neue Technologien, wie Induktionsherde oder Dampfgaren vorführen, locke zusätzliche Kunden in die Ausstellung.
Nur die Parkplatzsituation bei „Küchen Horstmann“ ist nicht ideal. Zwar gibt es Parkplätze im Hinterhof des Geschäfts, die sind von der Straße aus allerdings kaum einsehbar. Behmer hat sich aber eine Lösung einfallen lassen: Demnächst will er im Schaufenster ein Hinweisschild anbringen.
Von den Möbeln zur Küche
Ursprünglich hieß „Küchen Horstmann“ einmal „Möbel Horstmann“ und bot die komplette Möbelpalette an. Aber schon in den 70er Jahren verkaufte das Möbelhaus hauptsächlich Küchen. 85 Prozent des Umsatzes wurden in diesem Bereich erzielt, weswegen man sich damals entschloss, nur noch Küchen zu verkaufen.
Dank der Mitgliedschaft im „Europa Möbel Verbund“ (EMV), ein Zusammenschluss von insgesamt 600 Möbelhäusern, kann „Küchen Horstmann“ bei den Möbelherstellern gute Preise im Einkauf erzielen, denn der EMV verhandelt die Abnahmekonditionen im Verbund für die meist mittelständischen Möbelhäuser.