Oberhausen. . Theater-Pause bedeutet für Christine Pasquale Entzug. Ihre neue Spielzeit beginnt in Norwegen
Man nennt sie auch „die Mutter des Theaters“, weil sie dort oft mehr Zeit verbringt als zu Hause. Was macht Christine Pasquale in der Spielzeit-Pause? „Sie sitzt hier und darbt. Am Anfang fand’ ich’s gar nicht schlecht, jetzt bin ich auf Entzug!“ „Ersatzdrogen“ wie ins Café oder in den Biergarten zu gehen, um Leute zu treffen, wirken nur mäßig. Der Kontakt zu den Schauspielern fehlt ihr sehr. „Sie sind alle im Urlaub.“
Vor der Pause aufgetankt
Grüße von ihnen trösten ein wenig: „Eine SMS von Henry Mayer aus Shanghai, eine Karte von Michael Witte aus Sizilien – Elisabeth Kopp war in Spanien, jetzt ist sie in Wien. Keiner ruft mich an, ich vermisse sie, bin froh, wenn die Zeit um ist.“
Immerhin hat Christine Pasquale am Ende der Spielzeit beim Theatertreffen noch einmal richtig aufgetankt, hat sich einen Festival-Pass gegönnt und tatsächlich alle Stücke angeschaut, die eingeladen waren. „Erst war ich skeptisch, dachte mir, dass ich am Ende Banane sein würde. Dann hat es mich gepackt und ich war richtig süchtig.“ Ihr Fazit: „Es war eine tolle Woche und die anderen Theater kochen auch nur mit Wasser.“
Am besten gefallen hat ihr „Der Geizige“, die Inszenierung des Schlosstheaters Moers. „Die werde ich mir noch einmal ansehen.“ Enttäuschend fand sie die Preisverleihung. „Eine Ohrfeige für die Gewinner“, sagt sie, „und mit dieser Meinung stehe ich nicht allein.“ Nur die Jugendjury hätte ihre Sache gut gemacht.
Das neue Spielzeit-Heft gefällt Christine Pasquale. „Auch da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Ich habe mir beim Theatertreffen die Programme der anderen Häuser mitgenommen. Sie sind zum Teil sehr elegant. Aber keins ist so raffiniert wie unseres. Die anderen haben Geld, wir haben tolle Ideen.“
Auf welche neue Inszenierung bei uns freut sie sich am meisten? „Auf ,Cabaret’, zumal Regisseur Roland Spohr das Stück inszeniert, den habe ich besonders gern.“
Ansonsten gelte stets das Motto: „Ich lass’ mich überraschen, geh’ ohne Vorurteile ran und sehe mir die Stücke auch mehrmals an. Ich würde verrückt, wenn das Theater zumachen würde.“
Ein Festspiel für Ibsen
Das größte Highlight der neuen Spielzeit steht schon vor deren Eröffnung auf Christine Pasquales Theater-Plan: Sie ist unsere Fan-Kandidatin für Oslo. Sie begleitet das Nora-Team zum Festival in die norwegische Hauptstadt, das dort für Ibsen so wichtig ist wie bei uns die Salzburger Festspiele für Mozart oder Bayreuth für Wagner. Ibsen-Inszenierungen aus aller Welt werden dort zu sehen sein. Christine Pasquale: „Ich bin schon ganz nervös. Zum ersten Mal fahre ich nach Oslo. Vielleicht wird es meine letzte große Reise.“