Oberhausener Reisebüros erleben einen Ansturm kurzentschlossener Urlauber.Mittelmeerreisen und besonders die türkische Riviera sind gefragt

17 Grad und Regenschauer. Nein, von Sommer kann bei diesen Wetteraussichten wirklich nicht die Rede sein. Kein Wunder also, dass viele Deutsche Reißaus nehmen wollen und sich kurzfristig für einen Urlaub in wärmeren Gefilden entscheiden. Ist dieser bundesweite Ansturm auf die Reisebüros auch in Oberhausen zu spüren?

Urlaubssperre im Reisebüro

„Ganz eindeutig ja“, antwortet Robbie Schlagböhmer, der zwei Reisebüros vor Ort besitzt. „Seit dem Ferienbeginn haben wir einen großen Zulauf von Leuten, die Last-Minute Reisen ins Warme buchen wollen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind das schon Steigerungen von rund 20 Prozent.“

Zum Teil würde das für den ein oder anderen auch Wartezeiten bedeuten. „Da wir uns in der Beratung Zeit nehmen, muss man schon mal 30 Minuten ausharren.“ Denn die beiden Läden sind meist sehr gut besucht. „Jeder Mitarbeiter, der Erfahrungen im Kundengespräch hat, ist momentan im Einsatz. Wir haben aktuell eine Urlaubssperre. Alle werden gebraucht“, so Schlagböhmer.

Dabei kommen nicht nur Kunden, die spontan verreisen wollen. Es gibt auch diejenigen, die eigentlich innerhalb Deutschlands, etwa an die Nord- oder die Ostsee reisen wollten. „Die entscheiden sich jetzt aber aufgrund der Wetterlage eher für den Mittelmeerraum.“ Und da ist besonders die Türkei gefragt. „Inzwischen haben wir schon Schwierigkeiten, die Flüge zu bekommen. Für einen Kunden gab es keinen Direktflug ab Düsseldorf mehr, der musste den Umweg über München nehmen.“

Diese Ausführungen kann Roswitha Hartsch vom „Osterfelder Reisebüro“ nur bestätigen. „Wir haben ebenfalls sehr viele Kunden, die kurzfristig weg und dem Alltag entfliehen wollen.“ Ganz oben auf der Wunschliste steht auch dort die Türkei. „Side und generell die türkische Riviera laufen sehr gut. Besonders gefragt sind All-inclusive-Angebote.“ Mallorca, das einstige Lieblingsreiseziel der Deutschen und nicht umsonst das 17. Bundesland genannt, wurde inzwischen auf Platz 2 verdrängt. „Ich persönlich würde auch noch die Kanarischen Inseln empfehlen“, erzählt Hartsch. Umbuchungen von Kunden, die ihren Urlaub lieber doch am Mittelmeer und nicht am Nord- oder Ostseestrand verbringen wollen, habe es aber bisher nicht gegeben.

700 Euro nur für den Flug

„Bei uns ist extrem viel los“, schildert Michaela Schulte von der Reiseagentur Petra Herrschaft. „Eigentlich bekommt man für jedes Reiseziel noch einen Platz“, so Schulte. „Teilweise muss man dafür aber tief in die Tasche greifen.“ Allein der Flug nach Teneriffa könne so schon einmal 700 Euro kosten.

Profitiert von unserem verregneten Sommer auch das arg gebeutelte Griechenland? „Die Leute sind durch die Medienberichte sehr verunsichert und sträuben sich davor dorthin zu fahren. Ich versuche dann gut zuzureden. Schließlich hat man in den Touristengebieten nichts zu befürchten und kann einen super Urlaub machen.“

Zudem wagt Schulte einen kleinen Ausblick. „Ich kann mir auch langfristige Auswirkungen vorstellen. Wer in diesem Jahr einen komplett verregneten Urlaub an der Nord- oder Ostsee gemacht hat, der wird im nächsten Jahr vielleicht auf Nummer sicher gehen und etwas weiter weg fliegen.“

Zusätzliche Flugzeuge gechartert

Alle großen Reiseveranstalter berichten von kräftig gestiegenen Buchungszahlen in den vergangenen Tagen. So müssen Alltours, TUI und Thomas Cook zusätzliche Flugzeuge chartern, um den plötzlichen Touristenstrom nach Süden zu bringen. An Hotelbetten besteht derzeit kein Mangel, die große Engstelle sind die Flugzeuge. Wer kurzfristig in den Urlaub will, muss unter Umständen Abflüge von Flughäfen fern von zu Hause einplanen und sollte sich nicht auf ein Wunschziel versteifen. Auch die Aussicht auf das große Last-Minute-Schnäppchen ist kaum noch gegeben. Aufgrund der Nachfrage sind die Preise angezogen.