Wenn man gar nicht mehr weiter weiß, muss man sich mitunter in heiß-kalte Traumwelten flüchten. Samstagmittag: Der Blick aus dem Fenster treibt einem die Feuchtigkeit in die Augen. Die Innenstadt „steht unter Wasser“. Ausgerechnet kurz vor Beginn der Musik-Sommer-Nacht mit zehn Live-Bands duschen dunkle Wolken die Straßen von Friedensplatz bis Altmarkt. Der Blick auf die Wetterkarte verstärkt die miesepetrige Laune noch weiter: Wolken, Wolken, Wolken - Nass!

„I’m Singin’ In The Rain“ auf dem Saporishja-Platz

Doch wenn an einem solchen Regentag schon Meteorologen nicht zu unseren Freunden werden, dann doch wenigstens alte Hollywood-Schinken: Vielleicht fühlen sich die Besucher auf dem Saporishja-Platz-Platz an Gene Kellys unnachahmlichen Regenschirm-Tanz aus dem Jahr 1952 erinnert. „I’m Singin’ In The Rain“ in Oberhausen.

Sechs Stunden Musik am Stück, acht Bühnen und jede Menge Pfützen. Schließlich spielen die Gruppen fast ausschließlich auf Freiluftbühnen vor den Lokalitäten. Einen Straßenfeger zum heimischen Sofa könnte man bei diesen Aussichten vermuten. Die achte Auflage des Kneipenfestivals in der Innenstadt wird dennoch kein Reinfall. Das liegt einmal an der Wetterfestigkeit der Oberhausener, aber auch an der Tatsache, dass der Himmel vor allem am späteren Abend bei seiner Bewässerungsaktion eine Pause einlegt.

Ein Glück für die Bands - denn die spielen jetzt wie aus einem Guss: Vor dem „Alten Hut“ auf der Elsässer Straße bildet sich schon früh ein Pulk. Die Gruppe „Time“ greift hier in die Saiten. Auf dem Programm steht Coverrock. AC/DC und die Stones - am Thekenrand des Bierwagens wird zum Takt gewippt bis die Kaltgetränke über den Glasrand schwappen. „Die Musik-Sommer-Nacht hat immer eine sehr angenehme Atomsphäre“, sagt Rainer Wimmer. „Endlich ist in der Innenstadt mal was los.“ Da stören auch die Schauer zwischendurch nicht sonderlich. „Dann stellen wir uns eben unter oder zücken den Regenschirm!“

Einige Kneipen und Restaurants haben vorgebeugt. Vor dem „Uerige Treff“ stehen kleine Zelte, die auch während der Regenzeit einen Unterschlupf bieten. „So bleiben wir flexibel“, freut man sich hier. Die Gruppe „Sputniks“ bietet ihre Oldies an, die auf dem Platz auch zum aktiven Samstagabend-Tanz genutzt werden.

Ebenfalls ein kleines Zelt steht auf dem Saporishja-Platz: Hier bewirtschaftet das Café Kultur seine Bühne. Nach „Mr. Most Money Man“ legt die Band „Nockrock“ los. Auch wenn eine laue Sommernacht nicht wirklich simuliert werden kann, heizt sich die Stimmung bei Klassikern aus der Rockgeschichte ordentlich auf. So sehr, dass Sänger „Nockes“ eine Kletterpartie am Bühnengerüst unternimmt und einen Gesangswettbewerb für Westernhagen-Klassiker startet.

Absage der Musik-Nacht kam für Veranstalter nicht in Frage

Der CityO.-Manager Franz Muckel ist mit dem Verlauf der Veranstaltung trotz der grauen Regenwolken zufrieden: „Die Leute haben Spaß und vor den Bühnen ist es gut gefüllt.“ Eine Absage aufgrund der schlechten Aussichten kam für die Veranstalter schon wegen der Größe und der Vorbereitungen nicht in Frage. Muckel: „Es war eine gute Entscheidung, alles wie geplant durchzuziehen!“

Auf der Elsässer Straße spielen die Bands erneut im Wechsel, da sowohl vor dem Alten Hut, als auch direkt neben dem Transatlantik und Lux auch eine Bühne aufgebaut ist. Muckel: „So ist das bereits seit einigen Jahren besprochen.“ Eine zeitgleiche Beschallung hätte nicht nur auf engstem Raum die Besucherströme „geteilt“, sondern vor allem auch akustische Nachteile gehabt, da sich die Bühnen mit ihren Boxen direkt gegenüber stehen.

Um 24 Uhr endet die Musik-Sommer-Nacht: Die Stimmung kann bleiben. Die Sonne darf im kommenden Jahr gerne dazukommen.