Oberhausen.

Wolfgang Bielinski ist 16 Jahre alt, als das Streichorchester „Instrumentalkreis am Tackenberg“ gegründet wird. Mit seiner Violine tritt er dem Chor bei und gilt fortan als Gründungsmitglied. Das ist genau 50 Jahre her und muss gefeiert werden. Vor dem großen Jubiläumskonzert im November 2012 treffen sich die Streichmusiker und ehemaligen Mitglieder zum gemeinsamen Musizieren in den Räumen der Evangelischen Luther-Kirchengemeinde.

Wolfgang Bielinski ist nun 66 Jahre alt und immer noch Teil des Orchesters, das jetzt „Streichorchester an der Lutherkirche“ heißt. Die Umbenennung war notwendig, nachdem die Laienmusiker von der Paulus- in die Lutherkirche umziehen mussten. Hinzu kam die Pensionierung von Gründer und Dirigent Rolf Weber. Ein Nachfolger musste her; da kam der langjährige Kirchenmusiker Gotthart Mohrmann genau richtig: „Die Anfrage des Orchesters war ein Glücksgriff für mich und die Lutherkirche. Wir hatten unser eigenes Orchester“, sagt der heutige Dirigent. Als Gegenleistung für kleine Konzerte bei großen Feiern dürfen die Hobbymusiker umsonst in den Räumlichkeiten der Lutherkirche proben.

Mit dem Dirigentenwechsel bekommt das Streichorchester Zugang zu modernerer Musik. Neue Rhythmen mischen sich mit Klassik. „Auch wenn wir unseren musikalischen Stil erweitert haben – wir sind Johann Sebastian Bach treu geblieben“, lacht Orchestersprecher Wolfgang Bielinski. Ansonsten habe sich in dem halben Jahrhundert nicht viel geändert, sinniert er. „Wir sind alle ein wenig älter geworden.“ Daher freut er sich über jungen Zuwachs, wie die elfjährige Rebecca. Das Orchester sei zwar gut besetzt, aber das Durchschnittsalter steige von Jahr zu Jahr. Angst vor einem frühzeitigen Ende der Band aus Streichern habe der 66-Jährige aber nicht.

Das soll beim Jubiläumstreffen auch kein Thema sein. 60 ehemalige Mitglieder wurden eingeladen, und die voll besetzte Lutherkirche lässt vermuten, dass viele der Einladung gefolgt sind. Die musikalischen Gäste reisten aus ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz an, um den Klängen des Streichorchesters zu lauschen. „Oder selber noch mal mitzuspielen. Viele haben ihre Musikinstrumente mitgebracht“, berichtet Wolfgang Bielinski. So standen 44 statt 28 Musiker auf der Bühne und strichen ihre Violinen, Bratschen oder Kontrabässe zu jeder vollen Stunde. „Hänschen klein“ ertönte in verschiedenen Variationen durch die Räumlichkeiten der Kirche. Die Besucher waren gerührt, die Wiedersehensfreude war groß. Orchestersprecher Bielinski lächelt: „Ich habe auch schon ein paar Tränchen gesehen.“