Oberhausen. . Laut einer Caritas-Studie verlassen 7,8 Prozent der Oberhausener Jugendlichen die Schule ohne Hauptschulabschluss

In Oberhausen verlassen 7,8 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Hauptschulabschluss – mehr als im Landes- (6,5 Prozent) und Bundesschnitt (7,2). Das hat jetzt eine bundesweite Studie des Deutschen Caritasverbandes und des Rheinisch-westfälischen Instituts zur Wirtschaftsforschung ergeben. Die Studie zu den „Bildungschancen vor Ort“ zeigt, dass sowohl sozio­ökonomische Faktoren als auch das jeweilige Bundesland mit seiner Schulpolitik entscheidenden Einfluss auf die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss haben.

„Das Ergebnis überrascht mich nicht. Immerhin sind in einem Jahrgang statistisch 6,5 Prozent der Schüler lernbehindert“, erklärt Bildungsdezernent Reinhard Frind. Viele dieser Schüler besuchten – wie in Oberhausen aktuell 812 Kinder und Jugendliche – Förderschulen und würden diese ohne Abschluss verlassen. Hinzu komme, dass nicht jeder Hauptschüler einen Abschluss erreiche. Immerhin: „Die Zahl der Sitzenbleiber ist in den vergangenen Jahren ganz gewaltig gesunken.“

Mangelnde Lesekompetenz

Viel erschreckender als die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss seien für ihn die Ergebnisse des aktuellsten Bildungsberichtes. „Obwohl sich die Situation im Vergleich zur ersten Pisa-Studie verbessert hat, besitzen noch immer 19 Prozent der 15-Jährigen die Lesekompetenzen von Zehnjährigen“, fasst Frind das Ergebnis zusammen.

Um die Situation vor Ort zu verbessern, sei, so die Experten, der politische Wille von großer Bedeutung. „Wo ein Bürgermeister, ein Schulamtsdirektor, die Leiterin eines Sozialamtes oder freie Träger sich das Ziel setzen, für benachteiligte Jugendliche etwas zu tun, schaffen mehr Jugendliche einen Abschluss“, fasst Caritas-Präsident Peter Neher zusammen. Eine Idee, die auch Frind wertschätzt: „Wir versuchen die Kräfte der Akteure vor Ort zu bündeln. Und ich weiß, dass sich alle Akteure sehr engagieren.“

„Wir tun, was wir können“

Ob Sprachförderung, Elternbildung, ganztägiges Lernen oder der Einsatz von Schulsozialarbeitern: „Es gibt in Oberhausen verschiedene Maßnahmen, um Schüler zu fördern“. Die Gesamtschule Osterfeld etwa habe gute Erfahrung mit zusätzlichen Deutschstunden in kleineren Klassen gemacht und an der Anne Frank Realschule entwickelten Schüler und Lehrer gemeinsam Ideen, um die Zahl der Sitzenbleiber zu verringern.

Ziel des Schulentwicklungsprojektes „Übergänge gemeinsam gestalten“ sei, den Wechsel zwischen Kindergarten, Grund- und weiterführender Schule zu erleichtern, wieder andere Maßnahmen sollen beim Übergang in den Beruf helfen. „Wir möchten sicher stellen, dass niemand auf der Straße steht“ – egal, ob ohne oder mit Abschluss.

„Wir tun, was wir können. Aber natürlich kann man alles, was man macht, immer noch etwas besser machen“, sagt Frind. Der Bildungsdezernent ist überzeugt: „Wir in Oberhausen – und damit meine ich alle Fraktionen – nehmen das Thema Bildung sehr ernst.“

Interaktive Karte

Aus der Studie „Bildungschancen vor Ort“ geht hervor, dass sowohl die Zahl der Schüler an Förderschulen als auch die Arbeitslosenquote im jeweiligen Kreis hohen Einfluss auf die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss haben. Ausschlaggebend ist zudem die Bundeslandzugehörigkeit. Von geringer Bedeutung sind die Zahl ausländischer Schüler, die Zahl der Beschäftigten ohne Berufsausbildung und das Bruttoinlandprodukt. Keinen nachweisbaren Einfluss haben dagegen die Zahl der Hauptschüler, die Pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen und Stadt-Land-Unterschiede. Die Werte sind auf einer interaktiven Landkarte abrufbar: www.caritas.de/bildungschancen