Oberhausen. .
Zwischen den Ständen der Parteien fahren zwei Mädchen Rollschuh. An den Handgelenken haben sie Ballons befestigt, orangefarbene der CDU, rote der SPD. Plötzlich platzt einer der gelben Ballons. „Wir wussten ja schon immer, in der FDP steckt nichts als heiße Luft“, ruft einer der Jusos am Stand der SPD. Die Genossen lachen mit. Wahlkampf eben.
Noch wenige Tagen bleiben bis zur Landtagswahl am Sonntag, bis zuletzt bevölkern die Parteien die Oberhausener Fußgängerzonen mit farbigen Pavillons, Wahlpräsenten und dem steten freundlichen, aber meist erfolglosen Spruch: „Darf ich Ihnen da mal etwas mitgeben?“ Zugegeben, bestes Wahlkampfwetter herrscht diesmal nicht unbedingt: Im Sturm wurden an manchem Wochenende auch schon mal vorschnell die Zelte abgebrochen, selbst das Versprechen „Bei uns gibt es Kaffee“ half da bald nicht mehr, um Passanten zu locken.
Auch an diesem Sterkrader Markttag eilen die Wähler unter ihren Regenschirmen mehr vorbei, als dass sie stehen bleiben an den Ständen der Linken und Grünen, der FDP, SPD und CDU rund um den Center Point. Die Piraten sind nicht zu sehen. Ein Musiker zupft an den Saiten seiner Gitarre, am Stand der SPD verkaufen die Genossen rot glasierte Berliner, im Strom der Passanten stehen die Vertreter der Parteien mit fertigen Info-Packs, fein zusammengehalten von Kugelschreibern.
Einen „Jahrmarkt der Parteien“ nennt einer am Stand der Linken das Spektakel. Jens Carstensen (Linke) steht hinter dem kleinen Wahlstand. Mit zwei jungen Frauen habe er gerade darüber gesprochen, warum sie seine Partei wählen sollten, sagt er. Auch einem älteren Mann will er das wohl erklären, doch der Senior winkt im Vorbeigehen ab. Er brauche keine Informationen mehr: „Ich habe das ganze Jahr lang Zeit, mich schlau zu machen.“ Seine Frau bleibt aber doch bei den Grünen stehen. „Ich wollte so eine grüne Quietscheente fürs Enkelkind.“
„Überzeugen werden wir heute keinen mehr“, sagt Ralf Langese. „Mir geht es darum, dass die Menschen überhaupt wählen gehen.“ Langnese hat sich etwas abseits vom Getümmel einen Platz gesucht, um Broschüren der Grünen zu verteilen. „Die Leute sind hochinteressiert, was vielleicht auch mit dem Aufkommen der Piraten zu tun hat. Man informiert sich.“ Und zwar im Vergleich zu andern Landtagswahlen deutlich mehr über NRW-Themen, meint Regina Wittmann (Grüne). „Das ist auffällig, wobei auch Kommunal- und Bundespolitik Thema sind.“
Am Stand der FDP bauen Peter Schuler und Spitzenkandidat Marc Hoff einen Stand mit fünf Plexiglasröhren auf. Bürger sollen mit Plastikbällen kurzen Partei-Slogans zustimmen. Liberalere Ladenöffnungszeiten? Ein differenziertes Schulsystem? Die 61-jährige Buschhausenerin lässt den gelben Ball in die Röhre mit dem Titel „Bezahlbare Energie“ fallen. „Alles wird teurer, meine Rente bleibt gleich.“
Neben dem Stand der SPD pusten die Jusos blaue Planschbecken auf. „Damit die Kultur nicht baden geht“ steht in einem. Rund 15 Genossen drängen sich unter den Pavillon, im Stimmengewirr verteilen Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz und SPD-Spitzenkandidat Stefan Zimkeit Flugblätter. Dirk Wendt und Kornelia Cieplinski bleiben stehen, nur zum Quatschen, denn ihre Wahl stehe schon fest, sagen sie. „Wir wählen immer die gleiche Partei, schon seit Jahren.“
Eine 70-Jährige sucht das Gespräch mit Klaus-Dieter Broß (CDU), der im Getümmel aus Mitgliedern, Vertretern der Jungen Union und Bürgern steht. Spitzenkandidatin Simone-Tatjana Stehr ist diesmal nicht da, dafür macht sich die Bürgerin nun beim Bürgermeister Luft. Über die Leerstände in der Sterkrader Fußgängerzone, auch warte sie ungeduldig auf die Lösung am Kleinen Markt. Über ihre Wahlentscheidung habe sie diesmal sehr genau nachgedacht, sagt sie: „Nach Jahren wähle ich diesmal eine andere Partei.“