Knapp 66 000 Mal wurde im vergangenen Jahr die „110“ gewählt. Meistens war’s wirklich ernst
„Wie kann ich mir ein Taxi bestellen? Ach – und wie spät ist es überhaupt?“ Nein, mit solchen Anrufen muss sich nicht nur die Telefonauskunft beschäftigen, auch bei der Polizei werden unter der „110“ mitunter die merkwürdigsten Anfragen gestellt. So gingen im Jahr 2011 in der Nachbarstadt Duisburg mehr als 14 5000 Notrufe bei der dortigen Polizei ein. Gut die Hälfte davon hatte nicht im geringsten etwas mit Notlagen zu tun. In Oberhausen sieht das Ganze glücklicherweise etwas anders aus.
Vier Anzeigen wegen Missbrauchs
„Wir hatten im vergangenen Jahr 65 765 Anrufe auf die 110“ erklärt Polizeisprecher Uwe Weighardt. „Die Leitstelle hat daraufhin 52 228 Einsätze herausgegeben.“ Mancher Extremfall sei aber durchaus dabei gewesen. „Eine 28-jährige Frau hatte 24 Mal bei uns angerufen, immer wieder aufgelegt und kurz um Hilfe gerufen“, so Weighardt. „In einem anderen Fall hatte ein Mann 46 Mal in anderthalb Stunden die Notrufnummer gewählt und fadenscheinige Sachverhalte geschildert.“ Die Beamten suchten daraufhin die Wohnung des Mannes auf und brachten ihn, „um weiteren Straftaten vorzubeugen“, über die Nacht in eine Zelle.
In diesem Zusammenhang macht Weighardt auf den Paragrafen 145 des Strafgesetzbuches aufmerksam. Dort heißt es: „Wer absichtlich oder wissentlich Notrufe oder Notzeichen missbraucht oder vortäuscht, dass wegen eines Unglücksfalles oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“ Vier Mal kam es deswegen im vergangenen Jahr zur Anzeige. „Bei der Feuerwehr wurde in acht Fällen Anzeigen gestellt.“
Mit besonders frechen Anrufern, die etwa eine Pizza bei der Polizei bestellen wollten, habe man sich zuletzt nicht herumschlagen müssen, so Weighardt. „Es sind meist Juxanrufe von Kindern, wenn die etwa früher als geplant aus der Schule kommen und die Eltern noch nicht da sind. Wenn man denen dann erklärt, wofür die 110 wirklich da ist, sind sie auch schnell einsichtig.“
Manchmal wählten den Notruf auch Menschen, die sich einsam fühlen. „Wenn wir gerade Zeit haben, leiten wir die an unsere normale Nummer weiter.“ Das ist für Oberhausen die 826-0. Wer Anfragen an die Polizei hat, die nicht in die Kategorie Notfall gehören, ist dort richtig aufgehoben. Uwe Weighardt betont jedoch: „Im Zweifelsfall sollte man nicht davor zurückschrecken, die 110 anzurufen.“
Bei den berechtigen Notrufen machten Anrufe wegen eines Verkehrsunfalls den Löwenanteil aus: 6276 Mal ging’s bei den folgenden Einsätzen darum, 2595 Mal um andere Einsätze im Verkehr. In 3212 Fällen war Ruhestörung das Thema. Wegen häuslicher Gewalt und Körperverletzung rückte die Polizei 2427 Mal aus.