Wo man in Oberhausen Altkleider abgeben kann – und was damit passiert.

Kaum geizt der Frühling nicht mehr mit Sonnenstrahlen, tritt ein weit verbreitetes Verhaltensmuster zutage: Als hätte der Winter gefühlte zehn Monate lang gedauert, wird in Windeseile die luftig-lockere Kleidung aus den Schubladen gekramt. Ballerinas statt Damenstiefel, T-Shirt statt Woll-Pulli, so heißt die Devise. Bei diesem jahreszeitbedingtem Kollektionsumbruch ereilt so manche Winter-Textilie das „Todesurteil“: Sie landet unwiderruflich im Altkleider-Sack. Doch wohin mit dem einst so heiß geliebten Kleidungsstück? Wer nimmt Altkleider entgegen und was passiert mit diesen? Die NRZ fragte nach.

117 Sammelbehälter

Größter Abnehmer in Oberhausen ist zweifellos die WBO, die in Kooperation mit den karitativen Wohlfahrtsverbänden 117 Container im ganzen Stadtgebiet aufgestellt hat. Sammelten Caritas, Friedensdorf und Co früher auf eigene Faust, so wurde vor einigen Jahren ein gemeinsames Container-Netz installiert. Für die Entleerung ist seitdem alleine die WBO zuständig. Sie spielt die Altkleider nicht direkt den Wohlfahrtsverbänden zu, sondern vermarktet sie. „Für eine Tonne Altkleider gibt’s derzeit etwa 270 Euro“, sagt Angelika Zenker vom Friedensdorf International. Was nach Abzug der Kosten übrig bleibt, wird unter den Verbänden aufgeteilt – aufgeschlüsselt nach deren früherer Containeranzahl. 2011 waren dies immerhin 30 000 Euro.

„Hat sich bewährt“

Dieses System hat sich nach Ansicht von Zenker bewährt. „Wir Verbände sparen den Aufwand für Sammlung und Sortierung und können trotzdem ein flächendeckendes Annahme-Netz anbieten.“ Außerdem würden seitdem weniger Container von unseriösen Abnehmern aufgestellt und der Müll-Anteil habe sich deutlich reduziert.

Eine weitere Anlaufstelle für Altkleider-Spender in Oberhausen ist der Caritas-Kleiderladen „Piccobello“. Dort werden pro Tag durchschnittlich etwa zwei Säcke voll gebrauchter Kleidungsstücke abgegeben. Anders als bei den WBO-Containern profitiert hier die bedürftige Kundschaft auf ganz direktem Wege von den Kleiderspenden.

Bei „Piccobello“, dem Second-Hand-Laden der Caritas in Osterfeld, ist man mit dem derzeitigen Aufkommen an abgelegter Kleidung durchaus zufrieden. „Gerade im Frühling und im Herbst ist die Spendenbereitschaft hoch. Jedoch könnten sich noch mehr Herren beteiligen“, so Cornelia Schade, pädagogische Betreuerin in dem Kleiderladen.

Klamotten, die dort keinen Abnehmer finden, holt Gemeinderat Rüdiger Reinelt von der Herz-Jesu-Gemeinde Oberhausen-Mitte ab. Zusammen mit den Kleiderspenden werden sie weiterverkauft – für rund 24 Cent pro Kilo. Um ihre Jugendarbeit zu finanzieren, veräußert die Gemeinde so pro Jahr etwa 25 Tonnen Textilien an ihren Kooperationspartner. „Dieser garantiert uns per Siegel, dass die Kleidungsstücke nur zu fairen Preisen weiterverkauft werden“, betont Reinelt. Einige Klamotten würden später nach Afrika exportiert – ein System, das wegen der Folgen für die dortige Textilindustrie nicht unumstritten ist.

Geld für die Sortierung

Auf eine ähnliche Kooperation vertraut das Friedensdorf. Zwar werden die Textilien, die direkt an den drei Standorten im Großraum Oberhausen (siehe Infokasten) abgegeben werden, zu 100 Prozent direkt weiterverwertet, im übrigen Teil der Republik sieht dies jedoch anders aus. Ein zertifiziertes Partnerunternehmen sammelt dort im Auftrag des Friedensdorfes Altkleider und verkauft diese weiter. Ein Teil der Erlöse – rund 50 000 Euro – geht dann an das Friedensdorf. „Davon wiederum bezahlen wir die Sortierung der Altkleider hier in Oberhausen“, so Zenker.