Jeder 25.Fahrgast hat kein gültiges Ticket, behauptet ein Wirtschaftsmagazin. Doch die Stoag widerspricht energisch: Für den Bericht seien keine aktuellen Zahlen verwendet worden.

Oberhausen hat es wieder mal in eine „Spitzengruppe“ geschafft. Diesmal geht es jedoch nicht um die Städte mit den massivsten Haushaltsproblemen, sondern um die Kommunen mit der höchsten Schwarzfahrerquote. Nach einer aktuellen Umfrage der „Wirtschaftswoche“ gehört die Gasometerstadt zu den fünf bundesdeutschen Großstädten mit dem höchsten Schwarzfahreranteil: Jeder 25. Fahrgast in der Gasometerstadt könne kein gültiges Ticket vorweisen, so das Magazin.

„Derzeitige Quote ist viel geringer“

Stimmt alles gar nicht, entgegnet die Stoag auf NRZ-Anfrage. Die Schwarzfahrerquote liege nicht wie behauptet bei vier, sondern lediglich bei einem Prozent. „Der Bericht ist sehr irritierend. Ich kann aber ausschließen, dass es sich bei den jetzt veröffentlichten Zahlen um aktuelle Daten handelt“, versichert Stoag-Sprecherin Sabine Müller.

Seitdem im Juli 2010 der elektronisch kontrollierte Vordereinstieg in allen Linien – mit Ausnahme der Straßenbahnlinie 112 – eingeführt wurde, sei der Anteil der Schwarzfahrer von zwei auf ein Prozent geschrumpft. Der wirtschaftliche Schaden durch Fahrgäste ohne gültiges Ticket belaufe sich aktuell auf 250 000 Euro pro Jahr. „Mit diesen Werten stehen wir im Vergleich sogar relativ gut da“, sagt Müller dazu.

Doch wie kommt der deutliche Unterschied bei den Quotenangaben zustande? Die Wirtschaftswoche hatte im Februar und März diesen Jahres die Verkehrsunternehmen der 35 größten Städte der Republik angeschrieben und um die aktuelle Schwarzfahrerzahlen gebeten. Die Ergebnisse veröffentlichte sie am vergangenen Wochenende. „Die Oberhausener Daten habe ich aus der Abteilung Marketing und Vertrieb der Stoag erhalten“, erklärt Redakteur Christian Schlesiger.

Möglicherweise wurden ihm dabei versehentlich veraltete Zahlen vorgelegt. Möglicherweise sorgte eine unzureichende interne Absprache dafür, dass die Stadt nun in vielen Meldungen als Schwarzfahrer-Hochburg tituliert wird. Gleich mehrere Zeitungen hatten die besagte Schwarzfahrer-Umfrage nämlich aufgegriffen.

Kontrolleure dürften sich am meisten ärgern

Von allen Stoag-Mitarbeitern dürfte dies die Kontrolleure am meisten geärgert haben. Laut Sprecherin Müller sind sie „im ganzen Netz, auch in den Randgebieten, zu allen Tages- und Nachtzeiten im Einsatz“. Neben den Einlesegeräten, die die Chipkarten der Fahrgäste scannen und den Busfahrern, die Einzeltickets verkaufen und sichten, sind sie die dritte Kontrollinstanz in den Oberhausener Bussen. Der Magazinbericht deklassiere ihre Arbeit, beklagt Müller.