Der Vorstoß, ältere Autofahrer generell zum Fitness-Check zu verpflichten, stößt bei Experten in Oberhausen nicht gerade auf Gegenliebe

Ältere Autofahrer sollen künftig zum „Fitness-TÜV“: Mit diesem Vorstoß hat Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) eine erneute Diskussion um Senioren am Lenkrad und deren vermeintlich häufige Beteiligung an Unfällen entfacht. Die NRZ hat sich umgehört, was Fachleute hier vor Ort von den verbindlichen Gesundheitschecks halten und ob ältere Verkehrsteilnehmer tatsächlich ein höheres Sicherheitsrisiko darstellen.

Mobil bleiben und sich fit halten

„Es gab im letzten Jahr 739 Verletzte bei Verkehrsunfällen“, führt Polizeisprecher Uwe Weighardt aus. „Nur 31 Personen davon waren 65 Jahre oder älter und gleichzeitig der Fahrzeugführer.“ Das pauschale Bild vom unsicheren Rentner am Steuer kann er somit nicht bestätigen. „Ältere Autofahrer als häufigere Unfallverursacher sind in Oberhausen derzeit kein Thema.“

Das Hauptaugenmerk beim Themenkomplex Senioren im Straßenverkehr liege somit auch woanders. „Hier setzen wir auf Prävention. Wir sind dafür in Seniorenheime gegangen und haben auch in Seniorenzentren aktiv aufgeklärt, was das sichere Fahren im Alter anbelangt.“ Durch den demografischen Wandel, von dem auch Oberhausen nicht verschont wird, sei das eine zunehmend wichtiger werdende Aufgabe.

Auch Dieter Elsenrath-Junghans, Vorsitzender der Oberhausener Verkehrswacht, will nicht pauschal von einem Problemfeld „Senioren im Verkehr“ sprechen. Klar ist ihm aber auch: „Das Autofahren wird im Alter schwieriger.“ Unmöglich sei es darum aber noch lange nicht, auch wenn Reaktionszeiten länger werden. Elsenrath-Junghans, selbst durchaus auch schon ein Senior, appelliert an die Älteren, weiter mobil zu bleiben. Man müsse aber auch selbst aktiv werden und sich fithalten. Arztbesuche zur Überprüfung der Fahrtüchtigkeit lehnt er nicht ab. „Auf freiwilliger Basis bin ich für einen solchen Gesundheitscheck.“

Andreas Stahl, Leiter des Büros für Chancengleichheit, sieht die ganze Diskussion ebenfalls sehr kritisch. „Man sollte nicht so eine spezifische Gruppe wie die Senioren herausnehmen . Die Fahrtüchtigkeit hängt nicht vom Alter, sondern vom Gesundheitszustand ab.“ Darum sollten regelmäßige ärztliche Untersuchungen seiner Meinung nach auch alle Führerscheininhaber betreffen.

Dorothee Radtke, Vorsitzende des Seniorenbeirates der Stadt, meint: „Das so zu dramatisieren, finde ich nicht richtig. Es gibt ja auch viele Vorurteile gegenüber Fahranfängern.“ Gesetzliche Regelungen, die Gesundheitschecks zur Pflicht machen, lehnt sie ab und setzt stattdessen auf die Eigenverantwortung von Fahrzeuglenkern jeden Alters. „Viele Ältere sehen ja auch von selbst ein, wenn es nicht mehr geht. Ich kenne selbst so manchen, der von sich aus seinen Führerschein abgegeben hat.“ Darum hätte Dorothee Radtke an einer Lösung mit Gesundheitschecks auf freiwilliger Basis nichts auszusetzen. „Man darf nur niemanden entmündigen.“