Oberhausen. . In Oberhausen ist ausgerechnet einer Rollstuhlfahrerin der Zutritt in den Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“ verwehrt worden. Die Kassiererin habe die 65-Jährige mit dem Hinweis vertröstet, dass der Saal nicht für Rollstühle geeignet sei. In der Komödie spielt ein Rollstuhlfahrer die Hauptrolle.

Da war Hannelore Galbarsch (65) schlicht sprachlos. Mit Mann und Sohn wollte die Rollstuhlfahrerin in den Film „Ziemlich beste Freunde“, der von einem Rollstuhlfahrer und seinem besten Freund handelt. Doch der Kinobesuch fiel ins Wasser. „Es tut uns leid, aber der Film läuft in einem Saal, in dem es keinen Rollstuhlplatz gibt“, teilte man Galbarschs an der Kasse der Village Cinemas im Centro Oberhausen mit.

„Ich fühlte mich sehr diskriminiert“, sagt Hannelore Galbarsch, die seit drei Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Sie hätte auch überhaupt nicht verstanden, warum man ausgerechnet diesen Film, der ja sicher viele Rollstuhlfahrer interessieren dürfte, in einem solchen Saal zeigt. „Das Kino hat doch so viele Säle“, empört sich die Oberhausenerin. Seit sie querschnittsgelähmt sei, sei sie erst einmal im Kino gewesen. „Aber das war überhaupt kein Problem“, erzählt Hannelore Galbarsch.

Fluchtwege würden sonst versperrt

Arzu Basol, stellvertretende Theaterleiterin der Village Cinemas Oberhausen sagt zu den Vorwürfen: „Wir haben neun Säle, von denen zwei ohne Plätze für Rollstuhlfahrer sind.“ Dass diese Säle ohne entsprechende Plätze entstanden habe ganz einfach bauliche Gründe. „Es fehlte der Platz“, sagt Basol. In diese Säle dürfte man einen Rollstuhl aber nicht schieben, „weil Fluchtwege versperrt werden“.

Nominiert

Die Académie des Arts et Techniques du Cinéma hat für „Ziemlich beste Freunde“ neun Nominierungen für den Filmpreis César bekanntgegeben: Bester Film, Bester Hauptdarsteller für Omar Sy und Francois Cluzet, Beste Nebendarstellerin, Bestes Drehbuch, Beste Regie, Beste Sound-/ Tontechnik, Bester Schnitt und Beste Kamera.

Ausgerechnet „Ziemlich beste Freunde“ sei in einem kleinen Saal ohne Platz für Rollstuhlfahrer gezeigt worden, „weil der Film schon seit Januar läuft“. Basol: „Wir müssen immer neuen Filmen den Vorzug geben und sie in großen Sälen zeigen“. Für Rollstuhlfahrer gebe es in einem großen Saal vier Plätze, in etwas größeren Sälen zwei Plätze und sonst einen Platz.

Baslo sagt auch: „Wir haben ganz viele Filme im Programm, da kann es immer mal passieren, dass ein Rollstuhlfahrer gerade in einen Film möchte, der in einem Saal ohne Platz für ihn läuft.“ Im Internet könne man sich aber vorher informieren. „Die meisten Rollstuhlfahrer rufen aber vorher an und fragen nach, in welchem Saal ‘ihr Film’ gezeigt wird“, sagt Arzu Basol und dass sie gerne bereit sei, auch mit Hannelore Galbarsch noch einmal zu reden.