Oberhausen. .
Die demografische Entwicklung schreitet voran, die Menschen werden immer älter – doch nicht alle können sich im hohen Alter noch bester Gesundheit erfreuen. Rund 3000 Oberhausener sind dement.
Beim ersten Geriatrietag im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) tauschten sich Fachleute, Betroffene und Angehörige über verschiedene Formen von Demenz aus. Sie wissen: Der Bedarf wird immer größer.
„Die meisten wissen kaum etwas über die geriatrische Abteilung. Deshalb wollen wir uns vorstellen“, erklärt Dr. Xaver Sünkeler, Chefarzt der Geriatrie und hat dazu auch Pflegedienste, Altenheime und die Landesinitiative Demenz-Service eingeladen. Hinter dem Krankheitsbild Demenz verbergen sich verschiedene Ausprägungen, beispielsweise Alzheimer oder die so genannte vaskuläre Demenz, bei der sich Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden und die häufig nach einem Schlaganfall auftritt. „Die Ursache für häufigeres Auftreten der Krankheit ist tatsächlich, dass die Menschen immer älter werden“, so Sünkeler. An anderen Zusammenhängen wird derzeit geforscht.
Wer in die Geriatrie eingewiesen wird, kommt allerdings oft mit anderen Diagnosen, etwa einer Lungenentzündung oder Herzbeschwerden – Demenz ist nur ein zusätzlicher Faktor im Krankheitsbild. Im Schnitt bleiben die Patienten 19 Tage im EKO. „Das ist doppelt so lange wie auf anderen Stationen“, vergleicht Sünkeler. Die Therapie und Pflege sind besonders aufwändig und teuer, allerdings tragen die Krankenkassen dem mit höheren Fallpauschalen Rechnung. Sechs Ärzte und 20 Pflegekräften kümmern sich um maximal 56 Patienten. „Wir behandeln die Demenz dann mit.“ Grundsätzlich können Medikamente die Entwicklung nicht aufhalten, „wir wissen aber, dass Medikamente den Umgang mit den Patienten, vor allem für die Angehörigen erleichtern“. Das bedeute aber nicht, dass nun jeder Pillen verabreicht bekomme. „Die geben wir nur, wenn es neuropsychologische Anzeichen gibt, die Patienten beispielsweise verwirrt wirken.“
Hilde Hartmann-Preis vom Demenz-Servicezentrum westliches Ruhrgebiet rät Angehörigen, sich rechtzeitig über die Krankheit zu informieren. „Besonders wichtig ist, dass die Betroffenen die Wertschätzung der Angehörigen spüren. Die Menschen haben viel erlebt und erreicht in ihrem Leben.“ Das Servicezentrum in Duisburg bündelt Informationen und vermittelt Kontakt zu Selbsthilfegruppen. „Alzheimer zu haben ist für den Betroffenen wie auf einer Insel zu sein. Er kann nicht mehr in unsere Welt, aber die Verwandten können in seine Welt eintauchen“, vergleicht Hilde Hartmann-Preis.
Im Schnitt erkranken die meisten Menschen zwischen 70 und 90 Jahren an Alzheimer. Renate Trampenau ist 72. „Ich will mich einfach informieren“, erklärt die Oberhausenerin, warum sie am ersten Geriatrietag teilnimmt. Betroffen ist noch niemand im Bekanntenkreis. „Ich habe schon Angst vor Krankheiten, aber das lässt man normalerweise nicht so nah an sich ran.“ Am meisten fürchtet sie sich, von anderen abhängig zu werden und sich nicht mehr selbst helfen zu können. Nun ist sie froh, dass Aufklärungsangebot angenommen zu haben.
Das Demenz-Servicezentrum ist auch für Oberhausen zuständig. Es ist in Trägerschaft der AWOcura gGmbH, des Ev. Christophoruswerk und der PariSozial gGmbH, die schon gemeinsam das von der Stiftung Wohlfahrtspflege geförderte Landesmodellprojekt FORUM Demenz – Gesundheitsnetzwerk Duisburg von 2003 bis 2010 durchgeführt haben. Betroffene und Angehörige können sich unter 0203/2982016 oder www. demenz-service-nrw.de informieren.