Oberhausen..
Sie kommen aus den Ferien, die Jungs aus der neunten, zehnten Klasse, und sehen aus wie aufgepumpt. Schönheitsideal muskulöser Körper – aber einer, der nicht nur mit Trainieren, Quark und Obst herangezüchtet wurde.
„Durch Gespräche mit Kollegen wurde deutlich, dass das Thema ‘Doping’ für viele Jugendliche eines ist“, sagt Susanne Klein, Lehrerin an der Gesamtschule Weierheide. „Vermutlich steht dies im Zusammenhang mit dem aktuellen Schönheits- und Körperkult. Vor allem ‘gut gebaute’ Jungs werden zum Schwarm der Mädchen.“ Die Lehrerin, die auch Koordinatorin des Landesprogramms „Bildung und Gesundheit“ ist, berichtet von Schülern, die von ihren Eiweißtrinkdiäten erzählen oder davon, dass sie Kreatin nutzen. „Diese Mittel können als Einstieg ins Doping dienen und sind vor allem bei den Jungen bekannt“, sagt Klein.
Gesundheitsschädliches Körperideal
Weil das so ist, besuchte auf Initiative des Landesprogramms Anti-Doping-Aktivist Jörg Börjesson die Gesamtschule Weierheide. Im Biologie-Unterricht für den zehnten Jahrgang von Andrea Brendicke war der 46-Jährige zu Gast. Sein Vortrag und Gespräch mit den Schülern sollte dazu dienen, den „eigenen Lifestyle und das eigene Verhalten in Bezug auf Alltagsdrogen in den Blick zu nehmen“, sagte Lehrerin Brendicke zu Beginn der Stunde. Und in dieser hörten die Schüler Jörg Börjesson aufmerksam zu.
Sein Vorteil: Er weiß, wovon er spricht. Der Mann hat Kraftsport betrieben, hat selbst gedopt, ist damit auf die Nase gefallen und zieht nun durch Jugendzentren und Schulen, um die Jugendlichen vor einem „falschen und gesundheitsschädlichen Körperideal“, so Börjesson, zu warnen.
"Das war kein dreckiger Dealer"
„Da habe ich trainiert, bin aber nicht gedopt.“ Der Ex-Bodybuilder zeigt ein Bild von sich aus den 80er Jahren: braun gebrannt, muskulös, aber normal proportioniert. „Das finde ich voll in Ordnung“, sagt ein Schüler, „noch mehr wäre unnatürlich“. Aber es wurde mehr bei Jörg Börjesson. Er erzählt, wie sein damaliges Idol im Umkleideraum aus der Trainingstasche heraus ihm die ersten Tabletten angeboten hat. „Der war ja kein dreckiger Dealer von der Straße“, sagt er. Börjesson hat ihm vertraut und dachte, die richtige Dosierung und „saubere Mittel“ würden die Gefahr einschränken. Per Fotos führt der Anti-Doping-Aktivist dann drastisch vor, wie ihm durch den Missbrauch als Mann eine Brust wuchs und diese wegoperiert werden musste. Umkehrpunkt für Börjesson und markantes Beispiel für die Schüler, über Schönheit nachzudenken.