Oberhausen.
Dieser Bus brummt nicht, er gleitet durch das Quartier. Wer mit der Linie 954 an Buschhausen vorbei bis nach Holten unterwegs ist, bekommt es fast gar nicht mit – so leise ist der neue Hybrid-Bus der Stoag. Am ehesten merkt man es noch am entspannten Gesicht des Fahrers oder am überraschten Ausdruck des Fahrgastes, wenn High-Tech-Gefährt mit dem futuristisch aussehenden Dach an die Haltestelle saust, pardon: säuselt.
Die Hybrid-Technik dahinter ist kompliziert und nicht gerade günstig. 355.000 Euro kostet ein solcher Bus, 100.000 mehr als ein „normaler“. Das Prinzip ist dagegen einfach: Immer wenn Fahrer Carsten Kriebel bremst oder nur den Fuß vom Gaspedal nimmt, fließt Elektrizität zurück in einen Speicher, der zwei elektrische Fahrmotoren antreibt. Ist der Speicher mindestens zu 85 Prozent voll, fährt der Bus allein über Strom. Etwa 30km/h und eine Strecke von 200 Metern kann Kriebels Bus mit dem leisen Elektro-Antrieb erreichen, bevor ein sanftes Grollen durch die Kabine geht und der Dieselmotor unterstützend einsetzt.
Bis zu 30 Prozent weniger Kohlendioxid
Wie viel diese Technik an Kraftstoff spart, ist noch nicht in der Praxis erwiesen – der Hybrid-Bus ist erst seit Februar im Einsatz –, doch Stoag-Werkstattleiter Stefan Thurm geht „vorsichtig von 15 bis 20 Prozent“ aus. So gebe es auch der Hersteller an. Nicht weniger wichtig ist die CO2-Bilanz: bis zu 30 Prozent weniger Kohlendioxid und 40 Prozent weniger Stickoxyde gibt das Hybrid-Fahrzeug an die Umwelt ab – gegenüber einem herkömmlichen Linienbus.
„Der Reiz möglichst effizient zu fahren, ist da“, sagt Fahrer Kriebel, der beim Spritsparen echten Sportsgeist beweist: „Ich fahre immer noch elektrisch“, meint er mit hörbarer Faszination nach einer Weile, als wir den Sterkrader Bahnhof verlassen haben und die Neumühler Straße runter gleiten. Wie viel Strom noch im Speicher steckt, verrät eine Anzeige im stilvoll gerundeten Cockpit. Dann aber springt doch der Dieselmotor an, „bei der letzten Runde bin ich noch ein Stück weiter gekommen“, merkt Kreibel an.
Der zweite Bus soll auch bald eingesetzt werden
Der Bus schaltet den Motor übrigens auch an Haltestellen automatisch ab – sofern der Elektro-Speicher genügend gefüllt ist. Ideal sind für das Hybrid-Gefährt deshalb ein Stop-and-Go Verkehr und verkehrsberuhigte Zonen. „25 bis 40 Prozent ihrer Betriebsdauer“, sagt Stoag-Sprecherin Sabine Müller, „verbringen Stadtbusse im Stand oder vor roten Ampeln.“
So wie auf der Strecke nach Holten und Schmachtendorf. Entsprechend hat die Stoag gerade nicht eine Linie ausgewählt, die eine lange Strecke über die Trasse führt, denn dort ist eine zügige Geschwindigkeit gefragt. Und dann müsste ja der Diesel mitlaufen.
Obwohl die Stoag-Flotte nur zwei dieser vergleichsweise umweltfreundlicheren Leisetreter besitzt – der zweite soll bald auf einer anderen Linie eingesetzt werden – gab es bereits Lob von Anwohnern der Linie 954, berichtet Pressesprecherin Sabine Müller. Es sei im Quartier nun leiser geworden.