Gesamtschüler deutscher und türkischer Herkunft reisten gemeinsam in die Bosporus-Metropole. Foto-Ausstellung.
Eine Dachterrasse mit Blick auf den Bosporus, dahinter glitzern die tausend Lichter der Stadt – eine traumhafte Kulisse. Ein junger Mann beginnt zu trommeln, ein anderer stimmt singend ein und es dauert nicht lange, bis alle Mädchen zu den türkischen Volksliedern tanzen. Eine halbe Stunde lang hielt dieser spontane Anflug von Folklore der Abiturienten der Gesamtschule Osterfeld an – eine Erinnerung, die Lehrer Clemens Reinders besonders im Gedächtnis geblieben ist.
Sechs Tage lang besichtigten 27 Schüler und Schülerinnen aus den 13er-Kursen Türkisch, Geschichte und Sozialwissenschaften im vergangenen Jahr die Stadt Istanbul. Jetzt stellen sie die Fotografien ihrer Reise in die osmanische Kultur eine Woche lang in der Stadtsparkasse Osterfeld aus.
„Wie samstags im Centro– nur achtmal voller“
Obwohl viele der teilnehmenden Schüler selbst türkischer Abstammung sind und jeden Sommer mit ihrer Familie in die Türkei reisen, war es für einige die erste Reise in die Bosporus-Metropole. So tauchten sie ein in die Schätze der türkischen Kultur, besichtigten die Blaue Moschee, den Topkapi-Palast und die Hagia Sophia. Mächtig Eindruck hat bei vielen der große Basar „Kapali Carsi“ hinterlassen: „Der Basar ist einfach unvorstellbar groß, wie ein Labyrinth – da kann man sich richtig drin verlieren“, schwärmt Schüler Fatih Araz.
Und auch die Menschenmassen in der 13-Millionen-Einwohner-Stadt sind hier kaum vorstellbar. „Das ist wie an einem Samstag im Centro – nur achtmal voller“, beschreibt Mert Usta. In einem sind sich alle einig: Das Besondere an dieser Reise war es, gemeinsam mit den deutschen Mitschülern die türkische Kultur zu erleben, ihnen die eigenen Traditionen näherzubringen und das eigene „wahre Gesicht“ zu zeigen, wie Mert Usta es ausdrückt. „Sie waren sehr interessiert und haben sich sogar richtig bemüht, etwas Türkisch zu lernen“, freut sich seine Mitschülerin Dilan Taykutgül, „in Cafés haben sie sogar auf Türkisch bestellt“. Einen Monat länger in Istanbul, und sie wären dort gut klargekommen, scherzt sie.
Auch für Lehrer Clemens Reinders war es eine besondere Erfahrung, die Stadt gemeinsam mit seinen türkischen Schülern zu erkunden: „Istanbul mit ihren Augen zu erleben ist ganz anders als alleine als Tourist.“
GegenseitigeAkzeptanz fördern
Der größte Unterschied zur deutschen Kultur sei die Offenheit der Türken, finden die Schüler. „Die Menschen dort sprechen einen offen an, sie duzen einen, man kann mit ihnen handeln – es ist nicht so kalt wie hier. Man fühlt sich dort überhaupt nicht fremd so wie hier manchmal“, sagt Emel Atasever.
Die Fahrt nach Istanbul soll nun fest ins Schulprogramm aufgenommen werden – als Exkursion mit einer besonderen Zielsetzung: Weltoffenheit, interkulturelle Kompetenz und gegenseitige Akzeptanz bei den Schülern zu fördern.
Die ausgestellten Fotografien lassen Betrachter Zeugen der ausgelassenen Stimmung werden, die auf der Reise zwischen den jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft herrschte. „Man könnte sie im Buche nicht schöner finden“, schwärmt Fatih Araz von den Bildern. Die Fotos könnten auch länger als geplant zu sehen sein: „Wenn die Ausstellung auf reges Interesse stößt, verlängern wir gerne“, so Sascha Lippe von der Sparkasse, die die Reise finanziell unterstützt hat.