Oberhausen. . Der Kinderkarnevalszug in Osterfeld zeigt sich ganz erwachsen. 60 000 Jecken feiern harmonischen Zoch.

Nicht immer ist das drin, was drauf steht: Auch wenn sich der närrische Lindwurm in Osterfeld seit Jahrzehnten als Kinderkarnevalszug einen Namen gemacht hat, eine kleine Kinderei ist die Karawane der Motto- und Motivwagen sowie zahlreichen Fußgruppen wahrlich nicht.

Den Beweis tritt der erste „Zoch“ während der tollen Tage in Oberhausen am Samstag wieder einmal eindrucksvoll an. Eine rekordverdächtige gute Stunde benötigt die Jeckenparade nämlich, um an einem Standpunkt an den Jecken am Wegesrand vorbeizuziehen. Fast 100 Einheiten, 650 Wagenmeter und jede Menge kostümiertes Publikum: Der Umzug in Osterfeld ist längst ein erwachsener Gigant, der unheimlich viel Spaß macht.

Dabei kann selbst feuchte Kamelle vom Himmel der Narretei nichts anhaben: Zumindest die erste Zugstunde geht trocken über die Narrenbühne, danach regnet es manchem Regenten ein wenig auf das Haupthaar.

Doch kein Problem: 60 000 Besucher – das sind zwar weniger als im Vorjahr, für die unsichere Wetterlage ist die Zahl aber beachtlich.

Die Kinder zieht es schnell auf die Pole-Position: Kleine Clowns und Polizisten drängen sich am Straßenrand. Papa, selbst als Gärtner gewandet, hat den festlichen Knirps-Auflauf im Auge. „Wann kommt der Zug? Wann kommt er nun?“ Närrische Ungeduld. „Wenn ihr schön laut Helau schreit, kommt er vielleicht früher!“

Und so klappt es in Osterfeld mit der Motivation. Gerade auf der Bottroper Straße ist um kurz nach 15 Uhr der Teufel los. Neben Beelzebub reihen sich Engelchen und eine heitere Nonnenparade in das Kostüm-Allerlei ein. Die Schirme sind geschlossen („Für alle Fälle!“). Doch die Plastiktüten werden weit geöffnet. Der Kamelle-Regen ist schließlich willkommen.

Es sind vor allem die Vereine, die den Zug mit ihren Fußgruppen würzen: Mit einer beeindruckenden Stärke marschiert die KG Rot-Blau Rothebusch voraus. Mit einer massiven Holzarche haben sie ein Narrenschiff im klassischen Sinn dabei. Ein handwerkliches Meisterwerk, das auch eine lokale Botschaft transportiert: „Rot-Blau hält an der Arche fest, auch wenn die Kirche uns verlässt!“

Die Gruppe aus dem Pfarrkarneval transportiert ein Stück Gesellschaftskritik auf die Straßen. Hintergrund: In der Osterfelder Gemeinde St. Marien gibt es keinen Pastor mehr, der Sonntagsgottesdienst muss entfallen.

Kritik, mit ihr wurde generell nicht gespart: „Fuku ist überall“ steht auf dem detailreich gefertigten Wagen der KG Blau-Gelb Vondern. Damit erinnert die Gesellschaft an den Atom-Gau in Japan. Die Lösung haben sie ebenfalls auf ihren Wagen montiert: Ein Speicherkraftwerk. Ein Hingucker.

Neben Kritik gibt es auch die pure Lebensfreude: Die Eisenheimer Clownerei feiert ihre 25. Teilnahme. Die bunten Clowns bieten einen prima Kontrast zum grauen Himmel. Am Osterfelder Rathaus grüßen sie auch die dortigen Hausherren mit dem Mikrofon und großen Boxen: „Heute sind wir mal lauter als die Politiker!“ Darauf ein zustimmendes Helau!

Die Buschhausener stellen sich ganz auf ihren Ortsteil ein: „Karneval und Sport - alles vor Ort.“

Da hat auch die gastgebende Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) Spaß. Sie bereitet dem Kinderprinzenpaar Nico I. und Fabienne I. einen tollen Rahmen: Die Mini-Regenten dürfen auf einem goldenen Drachen durch die Osterfelder Gassen reiten. So bunt kann Karneval an einem Regentag sein.