Oberhausen.

Manches tagesaktuelle Geschehen kann dem geneigten Wagenbauer schon einmal einen Strich durch die Bauarbeiter-Rechnung machen.

Bundespräsident Christian Wulff hat der 1. KG Narrenzunft beinah alt aussehen lassen. Die Narren hatten ihn auf ihren Motivwagen gebannt, das Märchen „vom bösen Wulff“ erzählt. Doch die Narrenzunft hat prima improvisiert. „Ausgeträumt“ heißt es nun bei ihrer Märchenstunde - der Wagen, der bissig über die Politik ist so blitzschnell auf dem neuesten Stand.

Überhaupt hat die Gesellschaft ihre Narrenfahrzeuge beim großen Sonntagsumzug vor 140.000 Jecken bestens aufgestellt. „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lügen sie noch heute“: Kanzlerin Merkel wird als Schneewittchen bezeichnet, ihre Minister als sieben Zwerge. Karneval darf das, so etwas macht die Narretei aus.

60 Mottowagen sorgen für ein tolles Bild

Dabei traf es der große Zug beinahe genauso wie der Osterfelder Lindwurm am Tag zuvor. Nur umgekehrt. Zum Start regnete es Kamelle vom Himmel. Regen, Graupel, Schnee - doch schon nach einer halben Stunde war Schluss. Konfetti und Bonbon übernahmen von den Wagen aus die „prasselnde Aufgabe“. Sonne lachte über der knapp sieben Kilometer lange Zugstrecke, die sich bestens gefüllt zeigte.

60 Wagen rollten voraus - darunter viele originelle Ideen. „Die Stadtkasse ist leer - jetzt müssen unsere Hexen her!“ Die Sterkrader Raben schnappten sich ein Oberhausener Lokalthema. Während die Styrumer Löwen voraus und in die Vergangenheit blickten. „1862 reich auf Kohle und Stahl gebaut - 2012 fast alles verbraucht!“ Der Strukturwandel wurde hier zum 150. Stadtjubiläum auch bildlich auf den Wagen gebannt.

Ebenfalls historisch unterwegs: Die 1.KG Königshardt, die sich mit „250 Jahre Schmachtendorf“ beschäftigt.

Auch eigene Feierstunden sind ein Grund zum Jubeln: Die LKG „Die Müllschlucker“ freute sich über 40 Jahre. Die Alte Oberhausener Karnevalsgesellschaft „AOK“ hielt sich auch mit 122 Jahren noch jung und frisch.

Nicht mehr ganz so frisch sieht dagegen der Inhalt unseres Portemonnaies aus. Zumindest nach Ansicht der Frauen der KG Weiß-Grün Hoag. „In Europa schlagen die Flammen hoch - die Euro-Feuerwehr malocht!“

Griechenland ist überall - und wie war das noch mit stürmischen Zeiten? Die Ehrengarde ließ sich von den anfänglichen Miesepeter-Wetter nicht beeindrucken. „In Düsseldorf und Köln wären sie schon alle zu Hause - aber nicht in Oberhausen, ihr bleibt alle hier!“

Auch Stadtjubiläum ist ein Thema der Narren

Tatsächlich war die Stimmung am Straßenrand gut. Selbst bei der „unruhigen Wegstelle“ vor dem Elsa-Brändström-Gymnasium blieb es in diesem Jahr verhältnismäßig gesittet. Die Jecken feierten in den Fenstern an der Wegstrecke mit: Kamelle regnete so bis auf den Wohnzimmertisch. Auf der Nohlstraße zog gar ein Promi zur Narrenparade: Dieter Bohlens „Ex“ Nadja „Naddel“ Abd el Farrag mischte sich unter das Narrenvolk. Nicht völlig unentdeckt.

Gerne gesehen: Stadtprinz Manfred II., der seinen Prinzenorden als gigantisches Abbild auf den Wagen brachte. Spät im Zug, aber wieder mal der Hingucker: Der Wagen der KG Blau-Gelb St. Marien. Dampfkanone, Konfetti-Geschosse und bestens kostümiert. Ohne sie würde beim „Zoch“ was fehlen.