Oberhausen. .

Fünfzehn Millionen Euro Umsatz 2010, 121 Mitarbeiter an zwei Standorten, vor einem Jahr kaufte man sogar noch ein Filmteam – „Brandnew Entertainment“ – hinzu: Der Oberhausener Werbeagentur „Move-Elevator“ geht es nicht nur gut, sie wächst. Coca-Cola gehört zu ihren vielen namhaften Kunden, Anson’s, P&C und die Wirtschaftsförderung Oberhausen, für die sie gerade einen Werbefilm gedreht hat.

Was ist ihr Geheimnis? „Wir sind bodenständig“, sagt Hans Piechatzek, einer der beiden Geschäftsführer der Agentur: „Werbung ist keine Kunstform“, sagt er, „sie muss verkaufen. Wir helfen dabei.“ Außerdem will Move-Elevator alles aus einer Hand bieten – „Full-Service-Agentur“ nennt man das im Marketing-Sprech –, während viele andere auf ein Netzwerk von Partnern zurückgreifen, um Aufträge zu erledigen. Print- und Online-Werbung-, Promotion-, Logistik- und Werbefilm-Abteilung sind daher im Hause, das heißt in den Büros in Oberhausen und Dresden, untergebracht. Seit 2005 sind die unabhängig voneinander gegründeten Agenturen Move (1994) und Elevator (2000) eins.

Aufträge abgelehnt

Der Vorteil? „In einem Netzwerk muss man viele Frösche küssen, bevor man den Prinzen findet, der seine Arbeit beherrscht. Wir haben Top-Leute deshalb immer gleich angestellt.“ Das alles klingt markig, doch Piechatzek wirkt nicht wie mancher Sprücheklopfer aus der Branche, der Eisschränke an Eskimos verkaufen will. „Wir haben auch schon Aufträge abgelehnt“, erzählt der Geschäftsführer, „weil sie uns nicht seriös erschienen“. Zum Beispiel als ein überteuertes Produkt besonders preiswert dargestellt werden sollte.

Um wen es sich gehandelt hat, erfährt man von dem Werbemann zwar nicht, dagegen aber, welches „Produkt“ vermutlich selbst mit intensiven Kampagnen schwierig zu vermarkten wäre: der Bundespräsident. „Ich befürchte“, so Hans Piechatzek vielsagend, „Christian Wulff hat den Rubikon der Glaubwürdigkeit bereits überschritten“.

Bundespräsident Wulff schwierig zu vermarkten

Glaubwürdigkeit ist aber der Schlüssel zum Erfolg – nach Meinung des Geschäftsführers. Die Allmacht der Werbung jemandem ein X für ein U vorzumachen, funktioniere nicht mehr, seit die Kommunikation mit der Zielgruppe in beide Richtungen läuft, im Internet. Verbraucher-Foren, Kommentarfunktion, Facebook, Twitter und vieles mehr können Kampagnen kippen, mit Gegendarstellungen.

Aber genau diese Macht des Verbrauchers hat sich Move-Elevator bereits zu nutze gemacht. Die Ostfriesischen Inseln bewirbt die Agentur über ein Reiseportal, das von Insider-Infos der Inselbesucher lebt. Unmoderiert? Fast. Vor Nazi-Sprüchen und Sex-Anzeigen will man das Portal schützen. „Wir lassen positive wie kritische Stimmen stehen“, versichert Piechatzek.

Für „Das Gelbe vom Eiland“ – so der Portalname – gab es 2011 sowohl den Deutschen Preis für Onlinekommunikation als auch den Silver Communicator Award of Distinction – nur zwei von vielen Auszeichnungen, die die kreative Agentur einheimsen konnte.

Gedanklich in Vorkasse

Und doch ist Werbung schwerer geworden, unterliegt mehr denn je dem Druck der Messbarkeit, offenbart der Geschäftsführer. Schon im Internet verrät jeder Klick, ob die platzierte Werbung funktioniert hat. Zudem vergeben Firmen ihre Etats oft nur noch häppchenweise, pro Produkt, während sie früher für ein Jahr vereinbart wurden. Ein Pitch – der Ideenwettbewerb mit anderen Agenturen um Werbeetats – „ist extrem aufwändig geworden und wird häufig nicht vergütet“, so Piechatzek. Man geht gedanklich in Vorkasse, investiert Zeit und Ressourcen für Kampagnen auf dem Reißbrett. „Zum Glück bekommen wir in 50 bis 75 Prozent aller Fälle den Zuschlag.“ Was reizt dann noch? „Der Rohdiamant“, sagt Piechatzek nach einer Weile, „ich würde gerne ein Upstart-Unternehmen begleiten, um es richtig groß zu machen.“