Oberhausen. .

Warum ist Kuscheln so wichtig für Neugeborene? Wieso ist Baden für Einjährige so eine tolle Erfahrung? Helfen Kinderreime Kleinkindern in ihrer Entwicklung?

Nach den Erfahrungen von Familienhebamme Christina Sarbok-Pohl wissen viele Eltern, vor allem die, die ihr erstes Kind erwarten, oft keine Antwort auf diese Fragen. Die Entwicklungsphasen des Kleinkindes sind ihnen häufig nicht bewusst. Der Grund: Die Eltern sind unsicher, wissen nicht, wie sie ihr Kind in der frühen Phase richtig fördern können. Das Mittelmaß zwischen Über- und Unterförderung ist oft schwer zu finden. „Es ist ganz natürlich, dass Eltern in dieser Situation psychisch und praktisch überfordert sind“, sagt Georg Zilly von der psychologischen Beratungsstelle.

Das neue U3-Förderprojekt „Achtung – Kinder von Anfang an begleiten“ der Stadt setzt an diesem Punkt an. Mit daran beteiligt sind Familienhebammen der „Initiative Mittendrin“, das AWO-Kinder- und Familienzentrum, „Kinder im Mittelpunkt“ und das integrativen Familienzentrum Alsbachtal. Mit einem praxisnahen Konzept soll das Bewusstsein der Eltern für die Entwicklungsschritte ihres Kindes gestärkt und ihnen Fördermöglichkeiten im Alltag aufgezeigt werden.

Damit sie ihre Kinder von Anfang an richtig fördern, richtet sich das kostenlose Programm vor allem an diejenigen, die zum ersten Mal Eltern werden. „Wenn Sie eine Berufsausbildung machen, lernen Sie Ihren Job drei Jahre lang kennen. Wenn Sie Eltern werden, haben sie diese Vorbereitung nicht“, erklärt Regina Scholz vom kinderpädagogischen Dienst der Stadt.

Gerade sozial schwache oder besonders junge Familien sollen von dem Projekt profitieren. Dennoch gibt Scholz zu bedenken: „Jeder hat das Recht auf Unterstützung – wir helfen allen, die es wollen.“

Die Umsetzung sieht so aus: Eltern von Null- bis Einjährigen werden von einer Familienhebamme begleitet. Anschließend ist durch die gute Vernetzung der Kooperationspartner eine Weitervermittlung an das AWO-Kinder- und Familienzentrum oder an das integrative Familienzentrum Alsbachtal möglich. Letztere fördert besonders Kinder mit Behinderungen.

Neben dieser altersgerechten Förderung gehört ein „Unterstützungskoffer“ zu dem pädagogischen Konzept. Auf 100 Karteikarten befinden sich kleine Alltagsübungen, die die Entwicklung des Kindes in den ersten Jahren, aber auch die emotionale und soziale Verbindung zu den Eltern fördern sollen. Zum Beispiel: Das Baden baut einen Kontakt zum Kind auf und ermöglicht es ihm, sich selbst und seine Bewegungen wahrzunehmen.

Als „präventive Maßnahme“, um Probleme innerhalb der Familie zu beseitigen bevor sie auftreten, sieht Kathrin Heidenstecker vom Alsbachtal das Projekt.

Die Projektidee kam von Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD). Bei einem Besuch in der Partnerstadt Middlesbrough lernte er das Projekt „SPARC“ kennen. Auch dort gab es einen „Unterstützungskoffer“. „Mit einfachen Texten und Bildern wurden darin Alltagstipps zur Kleinkindförderung gegeben – eine tolle Sache. Warum sollte das nicht auch in Oberhausen funktionieren?“, fragte sich Wehling.

Nun, zwei Jahre später, startet „Achtung“ in Oberhausen. Die Testphase dauert bis Mai. Ansprechpartnerin ist Christina Sarbok-Pohl. Erreichbar unter 30 70 05 43 oder 0177/ 25 41 800.