Auch in Oberhausen ist das „starke“ Geschlecht an den Schulen wenig vertreten. Fokus auf Inklusion behinderter Kinder
Lehrer sind zu alt und der männliche Anteil der Kollegien zu gering: Das war zuletzt die Nachrichtenlage, wenn es um die Zusammensetzung der Lehrerschaft ging. Wie sieht es in Oberhausen aus, und welche Themen sind in Sachen Schulpersonal derzeit außerdem aktuell? Die NRZ fragte bei Silke vom Bruch und Jürgen Dorn von der Unteren Schulaufsichtsbehörde nach. Die sehen die Situation weniger dramatisch. Allerdings: Es mangelt oft an Zahlen.
„Alter sagt nichts über die Qualität aus“
„Das Klischee, dass alle Lehrer alt sind, entspricht nicht der Realität. Vor allem sagt das nichts über die Qualität des Unterrichts aus“, so Silke vom Bruch. In ihrem Zuständigkeitsbereich befinden sich die 39 Grund- und vier Hauptschulen der Stadt. Für diesen Bereich sieht sie keine zu starke Überalterung der Lehrerschaft. „Es ist natürlich schön, wenn man da eine gewisse Mischung von älteren und jüngeren Kollegen hat. So kommen neue Ideen in die Kollegien herein. Momentan sehe ich das für Oberhausen gegeben.“
Für die sieben Förderschulen im Stadtgebiet bestätigt diesen Zustand ihr Kollege Jürgen Dorn. Auch hier seien längst nicht nur ältere Lehrer im Einsatz. Darum will er auch dem Kritikpunkt, dass im europäischen Vergleich deutsche Lehrer erst deutlich später mit ihrer Ausbildung fertig sind, so nicht zustimmen. „Bisher wurde kritisiert, dass der Praxisanteil im Lehramtsstudium fehlte oder zu kurz kam. Das hat sich geändert. Ich sehe aber nicht, dass sich das irgendwie negativ auswirkt.“
Doch wie schaut es beim Thema „männliche Lehrer“ aus? „Genaue Zahlen haben wir nicht, aber bei den Förderschulen würde ich den Anteil männlicher Lehrkräfte auf ein Drittel schätzen“, so Jürgen Dorn. Diese Zahlen könnten in Zukunft allerdings sinken. „Vor dem Wegfall des Zivildienstes war es öfter der Fall, dass junge Männer, die ihren Dienst in einer Förderschule absolviert haben, später als Lehrkräfte zurückkamen. Hier könnte es jetzt einen Rückgang geben.“
„Deutlich untereinem Drittel“
Erhebliche negative Auswirkungen in der Zeit nach der Abschaffung des Zivildienstes hat man bis jetzt nicht erkennen können. „Sollte es dazu mal kommen, wäre es vielleicht eine Idee, auf Bürgerarbeiter zu setzen“, meint Jürgen Dorn.
Auch bei den Haupt- und vor allem den Grundschulen ist der Anteil männlicher Lehrer laut Silke vom Bruch eher gering. Sie schätzt ihn auf „deutlich unter einem Drittel“. Zahlen dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erhoben werden.
Ein anderer großer Arbeitsschwerpunkt der Schulaufsichtsbehörde liegt momentan bei einer besseren Integration und Inklusion behinderter Kinder. „Wir warten momentan noch auf ein Eckpunktepapier aus dem Bildungsministerium, in dem die genaue Umsetzung festgelegt wird“, so Silke vom Bruch. Hintergrund ist die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, mit deren Unterzeichnung sich Deutschland dazu verpflichtet hat, gleichberechtigte Teilhabe und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Wie so eine Teilnahme gestaltet sein könnte, sieht man bereits jetzt an vier Grundschulen in Oberhausen, etwa der Ruhrschule in Alstaden. „An diesen Schulen sind pro Klasse fünf Kinder mit Behinderungen im Klassenverband vertreten.“ Die Erfahrungen seien bislang gut.
Klassengrößen und Lehrerausstattung
Im Durchschnitt liegt die Klassengröße an den Oberhausener Grundschulen bei 22 Kindern. Der Grenzwert von 30 Schülern wird laut Behörde nirgendwo erreicht. Bei den Förderschulen gilt ein Betreuungsschlüssel von 1:4 bei schwerbehinderten Kindern und 1:16 bei lernbeeinträchtigten Kindern. Auch hier werden die Vorgaben überall eingehalten, heißt es. Zum Stichtag 1. Februar konnten alle offenen Lehrerstellen besetzt werden, so dass offiziell eine volle Ausstattung gewährleistet sei. Warum das dem Empfinden vieler Eltern in Sachen Unterrichtsausfall widerspricht? Sicher gebe es längere gesundheitsbedingte Ausfälle. Was Vertretungsregelungen anbelangt, sehe man sich aber gut aufgestellt.