Oberhausen.

Es ist zwölf Uhr mittags, das Thermometer zeigt eisige Minus sieben Grad an. Eine Wohltat ist der Schritt in die beheizten Räume des Treffpunkts der Beratungsstelle für Wohnungslose der Diakonie.

Um diese Zeit herrscht Hochbetrieb. „Bei der Kälte kommen deutlich mehr als sonst“, sagt Sozialarbeiter Marc Grunenberg.

Bei den Temperaturen lockt nicht nur das günstige Mittagessen (1,20 Euro) an die Grenzstraße. Viele, die keinen festen Wohnsitz haben, kommen, um sich aufzuwärmen. Darunter sind nicht nur diejenigen, die auf der Straße leben, sondern auch Menschen, die nachts bei Freunden unterkommen, jedoch tagsüber der Kälte entfliehen. Die Hände an eine warme Tasse Kaffee gelegt, sitzen sie gemeinsam schwatzend im Treffpunkt.

Hilfe vermitteln

Auch Thomas Rokitta (46) ist hier zu finden, er kommt regelmäßig. „Gerade bei dem kalten Wetter ist es gut, dass es die Einrichtung gibt“, sagt er. Er weiß wovon er spricht, zwei Jahre hat er auf der Straße gelebt. Heute hat er eine Wohnung, hat einen „Neuanfang“ geschafft. Das Mittagessen im Treff nutzt er trotzdem gerne.

Geholfen haben „Rocki“, so nennen sie ihn, die Sozialarbeiter Marc Grunenberg, Susanne Beeckmann. „Er kam öfter, irgendwann hat er unser Angebot genutzt und wir konnten ihn an die Wohnhilfe vermitteln“, erzählt Grunenberg.

Wer zum Treffpunkt kommt, kann sich auch beraten lassen

Ähnliches erlebten sie vor ein paar Tagen: „Wegen der enormen Kälte konnten wir einen Mann, der seit Jahren auf der Straße lebt, davon überzeugen, in eine städtische Gemeinschaftsunterkunft zu ziehen.“ Ein Erfolg.

Zwar schlafen in Oberhausen nur „eine Handvoll“ Menschen auf der Straße, ihr Angebot hat die Beratungsstelle natürlich trotzdem der Witterung angepasst. „Wir haben am Wochenende geöffnet und bieten abends mobile medizinische Hilfe an“, sagt der Sozialarbeiter.

Die meisten Obdachlosen sind Profis in ihrer Lebenssituation

Die meisten Obdachlosen wüssten aber, wie sie sich zu verhalten haben. „Sie sind in der Nacht ständig in Bewegung, wissen, dass es gefährlich ist bei Minus elf Grad einzuschlafen“, erklärt Grunenberg. „Einige suchen Schutz im Bahnhof oder an anderen warmen Orten“, sagt Beeckmann. Rausschmiss haben sie selten zu befürchten – wegen der Kälte ist man tolerant. „Tagsüber erleben wir dann oft, dass sie hier einschlafen“, sagt Beeckmann.

Mit Köln oder Berlin sei die Oberhausener Situation nicht zu vergleichen: Es leben weniger auf der Straße und es gab noch keine Kältetoten. „Das soll auch so bleiben“, sagt Beeckmann.

HINTERGRUND:

Die Pflicht der Stadt ist es, für Obdachlose zu sorgen. Diese Aufgabe hat sie an die Diakonie delegiert. Diese kümmert sich mit ihrem Angebot an der Grenzstraße (Aufenthalt, warme Mahlzeit, Duschmöglichkeit, Friseur etc.) und vermittelt. Mit dem SAM-Mobil (Soziale Arbeit und medizinische Versorgung) sind sie in Sterkrade und am Bahnhof unterwegs.